Der Zwist um den Genderstern beschäftigt die Schulen und Behörden landauf, landab. Die Bundesverwaltung stoppte zwar bei sich selbst die Gender-Offensive: Der Genderstern und ähnliche Schreibweisen werden bei den Behörden untersagt. Sie führten zu «einer ganzen Reihe von sprachlichen Problemen», heisst es.
Konfusion herrscht aber derweil weiter in vielen Schulen. Denn längst ist die Debatte um eine Gender-konforme Sprache ins Klassenzimmer übergeschwappt.
In einer 30-seitigen Broschüre (hier zum Download) empfiehlt die Stadtzürcher Fachstelle für Gleichstellung Lehrerinnen und Lehrern unter anderem, in Texten den Genderstern zu verwenden. Darüber berichtete der «Tages-Anzeiger» zuerst.
Die zentralen Tipps in der Broschüre:
Genderstern (*), Doppelpunkt (:) oder Gender-Gap(_)? Insbesondere an den Gymnasien beschäftigt die geschlechtsneutrale Sprache die Schülerinnen und Schüler. «Die Jugendlichen stecken genau in jener Lebensphase, in der sie ihre Geschlechteridentität suchen», sagt Lucius Hartmann, Gymnasiallehrer an der Kantonsschule Zürcher Oberland (KZO) in Wetzikon, zu watson.
Die KZO sei diesbezüglich progressiv unterwegs und empfehle seit Kurzem, in offiziellen Texten den Genderstern zu verwenden, so der Präsident des Vereins Schweizerischer Gymnasiallehrerinnen und Gymnasiallehrer. Ein Zwang bestehe aber keinesfalls. Jede Kantonsschule könne mehr oder weniger autonom über die Gender-Schreibweise entscheiden.
Für Dagmar Rösler, «oberste» Lehrerin der Schweiz, kommen die Tipps für eine gendergerechte Sprache zu früh: «Lehrerinnen und Lehrer sollten mit dem Genderstern zuwarten.» Denn der Rat für deutsche Rechtschreibung hat noch keine verbindlichen Regeln zum Genderstern, Gender-Gap und anderen Kurzformen erlassen. «Es ergibt keinen Sinn, dass in Stadtzürcher Schulen andere Vorgaben gelten als etwa in Berner Klassenzimmern», so die Präsidentin des Dachverbands Lehrerinnen und Lehrer Schweiz. Grundsätzlich sei es aber natürlich sinnvoll, Mädchen und Jungen für das Thema zu sensibilisieren.
Hartmann sieht das für die Gymnasien differenzierter: «Schulen müssen auf die gesellschaftliche Entwicklung reagieren». Und sagt im gleichen Atemzug, dass die Bevölkerung für verbindliche Gender-Regeln wohl noch nicht weit genug sei. Die Gymnasien seien der richtige Ort, um diese Debatte zu führen. Und zwar auf hohem «wissenschaftspropädeutischem Niveau», wie dies etwa auch bei der Klima-Debatte der Fall sei. «Wenn man Sprache mit dem Genderstern politisch auflädt, wird es heikel. Aber auch spannend», so der Kanti-Lehrer.
Die Gender-Schreibtipps beinhalten in der Tat eine politische Komponente. Denn das Gender-Sonderzeichen ist in der Zürcher Stadtverwaltung hochumstritten und aktuell nicht erlaubt. Hinter der im Juni publizierten Broschüre steht die städtische Fachstelle für Gleichstellung, welche im Departement von Stadtpräsidentin Corinne Mauch (SP) angesiedelt ist. Der zuständige Stadtrat Filippo Leutenegger (FDP) wusste laut «Tages-Anzeiger» nichts von der Broschüre.
Die Leiterin der Zürcher Fachstelle, Anja Derungs, legitimiert die Tipps mit dem neuen Lehrplan 21. Dieser schreibe vor, dass Schülerinnen und Schüler lernen sollten, bei Geschlecht und Rollen «eine sachlich wertschätzende Sprache» zu verwenden.
Das Lernniveau an den Schulen sinkt seit Jahren. Schulabgänger haben immer weniger Wissen und Sozialkompetenz im Rucksack und da schwadroniert man über einen Stern, einen Doppelpunkt oder Unterstrich in Wörtern.
Gefühlsmässig war die Lösung mit Binnen-I (zB SchülerInnen) aber für mich immer die einzige,die funktioniert hat, dank der aktuellen Debatte ist mir auch klar geworden warum (das hätte ich doch auch in meinen paar Semestern Linguistik gelernt gehabt...):
Die primäre Sprache ist das Gesprochene. Eine Lösung, die nur in der Schrift funktioniert, ist hanebüchen. An Sitzungen mit SchulvertreterInnen lässt sich das gut üben :-) ...