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Russlands Trolle und Hacker geben Gas – so hält Facebook dagegen

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Russlands Einflussversuche via Instagram und Facebook gehen offenbar unvermindert weiter ...Bild: AP

Russlands Trolle und Hacker geben Gas – so versucht Facebook dagegen zu halten

22.10.2019, 08:32
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Der Social-Media-Konzern Facebook ergreift gut ein Jahr vor der US-Präsidentenwahl weitere Massnahmen, um die Verbreitung von Propaganda und Fake News einzudämmen.

  • So sollen künftig bei Facebook und Instagram Beiträge von staatlich kontrollierten Medien – wie etwa der russische Fernsehsender Russia Today – gut sichtbar als solche gekennzeichnet werden.
  • Zudem wird das Online-Netzwerk bei Beiträgen, die von unabhängigen Faktenprüfern für falsch erklärt wurden, prominenter darauf hinweisen, wie Facebook am Montag verlauten liess.
  • Accounts von gewählten US-Politikern, Wahl-Kandidaten und deren Mitarbeitern sollen in einem Programm mit dem Namen «Facebook Protect» verstärkt abgesichert werden.
  • Schärfer will Facebook gegen Versuche vorgehen, Wähler einzuschüchtern oder zum Beispiel über Ort und Ablauf der Abstimmung falsch zu informieren.

Facebook sei in den vergangenen Jahren deutlich besser im Kampf gegen Propaganda und gefälschte Nachrichten geworden, behauptete Gründer und Chef Mark Zuckerberg in einer Telefonkonferenz. Zugleich sei das Online-Netzwerk aber immer ausgeklügelteren Attacken aus Ländern wie Russland, Iran und China ausgesetzt.

Russische Hacker «unter falscher Flagge»

Am Montag veröffentlichten der US-Geheimdienst NSA und der britische Partnerdienst GCHQ Warnungen, dass sich staatliche russische Elite-Hacker als Iraner ausgegeben hätten. Laut «Wired» handelt es sich um eine Gruppierung, die auch schon als ATP28 oder Fancy Bear bezeichnet wurde.

In einer Reihe von Spionagefällen hätten die Russen die Hacking-Infrastruktur eines anderen Landes infiltriert und damit Opfer ausspioniert und Malware verbreitet.

Mit seinen Angriffen unter falscher Flagge verfolge Russland mehrere Ziele, erklärte ein Experte gegenüber «Wired». Es gehe darum, Verwirrung zu stiften und die Beweisbarkeit («Attribution») praktisch zu verunmöglichen.

Russlands Trollfabrik läuft auf Hochtouren

Am Montag gab Facebook zudem bekannt, dass drei Desinformations- und Propaganda-Kampagnen aus dem Iran und eine aus Russland entdeckt und gestoppt wurden, die sich als gewöhnliche Nutzer ausgaben. Ihre Beiträge hätten auf Menschen in den USA, Lateinamerika und Nordafrika gezielt.

Die russische Kampagne soll mit der von Russland finanzierten Trollagentur, der Internet Research Agency (IRA), in Verbindung stehen. Es wurden 50 Instagram-Profile und ein Facebook-Konto mit rund 246'000 Anhängern missbräuchlich verwendet, um fast 75'000 Beiträge zu veröffentlichen und weiterzuverbreiten.

Offenbar sollte insbesondere der aussichtsreichste Gegenkandidat zum amtierenden US-Präsidenten, Joe Biden, mit Postings von links und rechts attackiert werden.

Zu den drei anderen Kampagnen heisst es:

  • Eine Zielgruppe habe sich in den USA und im frankophonen Nordafrika befunden und sei mit Inhalten zu Israel, Palästina und Jemen angesprochen worden.
  • Eine weitere Operation konzentrierte sich auf lateinamerikanische Länder, in denen iranische Artikel in staatlichen Medien wiederverwendet wurden, die offenbar aus lokalen Nachrichtenagenturen stammen.
  • Ein drittes kleines Netzwerk von Accounts aus dem Iran richtete sich an US-User und zwar mit Inhalten, die angeblich von einer Nachrichtenagentur stammten in Zusammenhang mit der «Black Lives Matter»-Bewegung.

Facebook war unter massive Kritik geraten, weil das Online-Netzwerk im Umfeld der US-Präsidentenwahl 2016 für gross angelegte Kampagnen aus Russland missbraucht wurde. Diese zielten darauf ab, Spannungen in der US-amerikanischen Gesellschaft zu verschärfen. Wie viel Einfluss die Manipulationen auf Donald Trumps Wahlsieg hatten, ist nicht bekannt.

Erst kürzlich hatte sich Zuckerberg in einer live bei Facebook übertragenen Rede als Verteidiger der freien Meinungsäusserung dargestellt. Der Erfinder der weltweit grössten Datenkrake wurde deshalb von US-Medien scharf attackiert.

(dsc/sda/dpa)

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