
Bitcoin hat inzwischen viele Kollegen erhalten.bild:Montage watson.
Eine Einführung in die Welt von Tokens, ICOs
und DAOs – und eine Warnung.
07.10.2017, 13:1308.10.2017, 05:12

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Soeben haben wir halbwegs begriffen, was
Bitcoins sind und wie eine Blockchain funktioniert. Jetzt müssen wir uns mit
Ether, Dash, Monero und anderen sogenannten Cryptocoins befassen, und uns mit
Begriffen wie Initial Coin Offering, Token und Decentralised Autonomous
Organisation herumschlagen. Eine Einführung dazu liefert Aaron Koenig in seinem
Buch «Crypto Coins», erschienen im FinanzBuch Verlag.

Der deutsche Kryptowährungs-Prophet Aaron Koenig.
Cryptocoin ist nicht gleich Cryptocoin.
Bitcoins sind ein digitales, internetbasiertes Bezahlsystem. Sein Reiz liegt
darin, dass es die Mittelsmänner wie Banken ausschaltet. Dank der
Blockchain-Technik können die Teilnehmer direkt miteinander Geld austauschen,
dank einem komplexen Verschlüsselungsverfahren können sie es anonym tun.
Die Konkurrenz von Bitcoin
Als Bezahlsystem ist nach wie vor Bitcoin führend.
Mittlerweile hat es jedoch Konkurrenz erhalten, beispielsweise durch Litecoin, Dash
und Monero. Sie basieren auf der gleichen Technologie, bieten aber entweder
noch besseren Schutz oder schnellere Abwicklungszeiten an. Um grundlegende
Neuerungen handelt es sich nicht. «Nur wenige Kryptowährungen können mit echten
Innovationen aufwarten», stellt Koenig fest.
Um eine andere Tierart handelt es sich bei
Ether. Es ist die Währung eines Systems, Etherum genannt, das weit grössere
Ambitionen hat. «Bei Etherum geht es nicht darum, Euro, Dollar oder Bitcoin als
Zahlungsmittel zu ersetzen», so Koenig. «Das Etherum-Entwicklerteam um den
russischstämmigen Kanadier Vitalik Buterin will eine Art weltweiten, dezentralisierten
Supercomputer schaffen.»

Vitalik Buterin als Mr. Spock aus «Raumschiff Enterprise».
Buterin selbst vergleicht Etherum mit dem
iPhone, auf das man beliebig viele Apps laden kann. Das geschieht auch hier: Der
Ether-Code wird als Basis verwendet, um eigene Kryptowährungen in Umlauf zu
bringen. Sie werden Tokens oder auch Appcoins genannt.

Vitalik Buterin, wie der 23-jährige Wunderknabe wirklich aussieht.
Mittlerweile haben Startups diese Tokens
als neue Finanzierungsart entdeckt. Mittels Initial Coin Offerins (ICOs) bringen
sie solche Tokens in Umlauf, die an Kryptobörsen in Ether oder Bitcoins
umgetauscht werden können. Sie sind eine Art Zwitter zwischen Währung und
Aktie, allerdings ohne Schutz für die Investoren.
Die Visionen des Vitalik Buterin
Im vergangenen Sommer ist es zu einer
eigentlichen Explosion von ICOs gekommen. Nicht immer geht es dabei mit rechten
Dingen zu. Betrüger haben leichtes Spiel. «Die meisten der erfolgreichen
Initial Coin Offerings der letzten Zeit sind keine echten Cryptocoins mit
eigener Blockchain, sondern solche Tokens, die quasi Huckepack auf einem
bestehenden Netzwerk reiten», warnt Koenig.
Buterin hat eine andere Vision. Er will eine
Welt von DAOs schaffen. Der Begriff steht für Decentralised Autonomous
Organisation. «Im Unterschied zu anderen Organisationsformen wie etwa GmbH,
Limited, oder Société anonyme ist ein DAO nicht den Gesetzen eines Staates
unterworfen, sondern regelt alle Verhältnisse der Gesellschaften, Mitarbeiter
und Kunden in Form von Smart Contracts», stellt Koenig fest. «In einem DAO gibt
es keine Unternehmensleitung und keine Hierarchien.»
Die Cryptocoins-Propheten als Sektierer
Spätestens jetzt wird klar, dass es bei den
Kryptowährungen um mehr als alternatives Geld handelt. Es geht um eine ultra-liberale
Wirtschaftsordnung im Sinne der Theorien von Ludwig von Mises und Friedrich
Hayek: Individualismus und Markt sind alles, Staat und Zentralbanken des
Teufels.
Geld und Sektierertum gehen Hand in Hand. Das gilt
auch für die Propheten der Kryptowährungen. Koenig hetzt fleissig gegen
Mainstreammedien und prophezeit ein neues Paradies: «Die Vordenker der
‹dezentralen Revolution› wollen ein neues Gesellschaftssystem schaffen, das
ohne Mittelsmänner, Torwächter und Kontrolleure auskommt. Sie haben genug von
Zensur, Zentralismus und Überwachungsstaat», schreibt er.
Wichtige Fragen der Ökonomie
fallen dabei unter den Tisch, beispielsweise: Wie ist das Verhältnis von Macht
und Geld? Und wer verhindert den Kollaps des internationalen Finanzsystems beim
nächsten Crash?
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