Der Bund bezahlt seit bald drei Monaten die Kosten für die Corona-Tests. Das Parlament hat vergangene Woche dafür den Betrag von 288'500'000 Franken gesprochen – eine grosse Menge Geld, die aber angesichts des Wiederanstiegs der Corona-Fallzahlen notwendig erscheint.
Doch reicht das aus? Diese Frage stellt sich, weil der dreistellige Millionenbetrag für durchschnittlich 8000 Tests pro Tag gesprochen wurde. Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) vermeldet jedoch seit Wochen deutlich mehr Tests, in den vergangenen Tagen wurden vereinzelt gar 16'000 oder mehr Corona-Tests an einem einzigen Tag durchgeführt.
Bleiben die Testzahlen hoch, könnten die 288 Millionen Franken knapp werden. Ernsthafte negative Auswirkungen auf die Pandemie dürfte das zwar nicht haben: Aus dem Bundeshaus heisst es von informierten Personen, dass man den Fehlbetrag unkompliziert umlagern könnte.
Beim BAG behält man aber diese Situation im Auge, wie Mediensprecher Jonas Montani sagt: «Wir beobachten die Entwicklung der Testzahlen, später auch die Kosten sehr engmaschig.» Das Bundesamt werde zu «gegebenem Zeitpunkt die nötigen weiteren Schritte vorschlagen», heisst es in seiner Stellungnahme weiter.
Nur ist das derzeit keine einfache Sache. Für eine weitsichtige Planung der Finanzen müsste das BAG wissen, wie viel die bisher durchgeführten rund 665'000 Tests gekostet haben. Die Zahlen dazu sind aber auch bald drei Monate nach der Einführung der kostenlosen Corona-Tests noch unklar. Der Bund bezahlt nämlich seit dem 25. Juni die meisten Corona-Tests, aber eben nicht alle.
Die Kosten werden – vereinfacht gesagt – dann übernommen, wenn es Gründe für einen Corona-Test gibt. So reichen etwa Symptome einer Atemwegserkrankung wie Husten oder ein enger Kontakt zu einer positiv getesteten Person aus, um sich via Rachenabstrich oder Blutprobe auf Sars-Cov-2 testen zu lassen. Will man sich aber nach dem Motto «lieber Vorsicht als Nachsicht» testen lassen, so bezahlt man selbst.
Wie viel die vom Bund bezahlten Tests ausmachen, wird aber erst Anfang Oktober bekannt. «Da die Abrechnung quartalsweise erfolgt, ist bis dato noch keine Rechnung beim BAG eingetroffen», sagt Mediensprecher Montani. Aktuell könne man die Anzahl nur anhand aktueller Testzahlen schätzen.
Sprich: Kommt im Oktober heraus, dass das gesprochene Geld für die bundesfinanzierten Corona-Tests knapp werden könnte, muss beim Bund schnell gehandelt werden, damit die Kosten für die Tests noch bis Ende Jahr durch die Staatskasse gedeckt werden können. Bezahlt werden sie derzeit durch die Krankenkassen, sie können quartalsweise ihre Kostenübernahmen dem Bund in Rechnung stellen.
Helfen könnten günstigere Tests. Die Republik zeigte Anfang August auf, dass es bei Bund und Kantonen zunächst ein Wirrwarr um die Corona-Test-Tarife gab. Dieser «Tarif» besagt, welchen Betrag eine Krankenkasse höchstens für einen Corona-Test übernehmen darf. Nach anfänglicher Kritik, der Bund übernehme zu viel für solche Tests, senkte er den Tarif zunächst auf 119 Franken, ab kommendem Freitag gar auf 106 Franken pro Analyse des Nasen-Rachen-Abstrich-Tests (PCR).
Das ist im Vergleich immer noch deutlich mehr, als Nachbarländer wie Deutschland für eine Corona-Analyse bezahlen. Die neuste Tarifsenkung führt aber laut BAG-Angaben immerhin dazu, dass «rund 1200 zusätzliche PCR-Tests pro Tag zur Verfügung» stehen.
Fallen die Tarife für Corona-Tests noch mehr und nähern sie sich dem Ausland an, dann könnten die gesprochenen 288 Millionen Franken für noch mehr Tests ausreichen. Im Frühling klappte die Tarifsenkung, nachdem der Preisüberwacher, die Krankenkassen und die wissenschaftliche Corona-Taskforce beim Bund intervenierten. Was aktuell zu tieferen Tarifen geführt hat, sagte der Bundesrat an seiner Pressekonferenz letzte Woche nicht.
Der Bund macht seinen Job nicht, wenn erst der Preisüberwacher und die Krankenkassen intervenieren müssen, damit die Preise sinken...
Kein Wunder sind die Gesundheitskosten zu hoch...