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Eishockey: Arno Del Curto ist bei der WM als «Donau-Vulkan» engagiert

ARCHIVBILD ZUR VERPFLICHTUNG VON ARNO DEL CURTO ALS NEUER TRAINER DER ZSC LIONS, AM MONTAG, 14. JANUAR 2019 - Cheftrainer Arno Del Curto von Davos, beim Eishockey-Qualifikationsspiel der National Leag ...
Der wild gestikulierende Arno Del Curto – ein Bild, das wir auch an der Hockey-WM zu sehen bekommen werden.Bild: KEYSTONE
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Arno Del Curto in seiner besten Rolle: «Donau-Vulkan»

Österreichs Nationaltrainer Roger Bader über die Rolle, die sein Freund Arno Del Curto bei der WM in Finnland spielen wird. Der ehemalige HCD-Kulttrainer unterschätzt die Aufgabe, die bei seinem ersten Auftritt auf der Weltbühne auf ihn zukommt.
12.05.2022, 03:0612.05.2022, 12:45
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Roger Bader (57) sagt klipp und klar, was er von seinem Assistenten Arno Del Curto (65) bei der WM in Finnland erwartet: «Emotionen in der Kabine und auf der Bank.» Womit geklärt ist: Arno Del Curto begleitet seinen alten Freund also nicht als Berater in einer stillen Nebenrolle. Versteckt auf der Tribüne. Vielmehr wird er als «Donau-Vulkan» im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen.

Vom ehemaligen HCD-Kulttrainer wird erwartet, dass er die Österreicher beim ersten A-WM-Auftritt seiner langen Karriere (seine bisherige WM-Erfahrung beschränkt sich auf die drei U20-Titelkämpfe von 1994, 1995 und 1996) zum Ligaerhalt treibt. Nicht mehr. Aber eben auch nicht weniger. Roger Bader präzisiert: «Ich trage als Headcoach die Verantwortung für alle Entscheidungen. Arnos Aufgabe an der Bande und in der Kabine ist die Motivation.» Sozusagen als Prinz Eugen des habsburgischen Hockeys.

Klar verteilte Rollen: Marco Bader verantwortet die Entscheidungen, Arno Del Curto soll die Spieler mit seinem Feuer zu Höchstleistungen treiben.
Klar verteilte Rollen: Marco Bader verantwortet die Entscheidungen, Arno Del Curto soll die Spieler mit seinem Feuer zu Höchstleistungen treiben.Bild: Keystone

Auch als Rentner hat Arno Del Curto immer noch mehr Charisma als einige aktuelle Trainer der National League. Roger Bader macht es sichtlich Spass, über die Rolle seines Freundes bei diesem WM-Abenteuer zu plaudern. Er ist ein kluger Diplomat und ein Trainer mit allerhöchster Fachkompetenz. Was Roger Bader ein wenig fehlt: Charisma. So gesehen ist sein Freund für ihn die ideale Ergänzung.

Arno Del Curto möchte hingegen jedes öffentliche Aufsehen vermeiden. Er nimmt zwar das Telefon noch spät in der Nacht ab. Aber er will partout nicht über sein neues Abenteuer reden. Und wiederholt: «Ich mache es nur aus Freundschaft. Reden können wir nach der WM.» Als ob er so die Kontrolle über eine Situation hat, die er längst nicht mehr kontrollieren kann. Als ob er auf der Weltbühne unerkannt, anonym bleiben könnte wie damals, als er im Februar 2020 seinem Kumpel Loïc Burkhalter ein wenig bei La Chaux-de-Fonds in der Swiss League ausgeholfen hat.

Es ist, als habe er noch gar nicht daran gedacht, dass einer während einer WM nicht in geheimer Mission an der Bande stehen kann. Zu viele TV-Kameras. Und wenn er seine Rolle so spielt, wie von ihm erwartet wird und wie es seinem Naturell entspricht, dann wird er auch mal toben und mit den Händen reden. Der «Donau-Vulkan» wird hin und wieder ausbrechen. Kein TV-Regisseur im Übertragungswagen wird sich das entgehen lassen.

Die Aufgabe ist nicht einfach. Das Ziel ist der Klassenerhalt. Platz 7 in einer Achtergruppe mit den USA, Finnland, Schweden, Tschechien, Grossbritannien, Lettland und Norwegen. Roger Bader hat gleich zwölf WM-Neulinge im Kader. Ob Ambris Dominic Zwerger spielen wird – er ist fast so etwas wie der Timo Meier des österreichischen Hockeys – ist offen. Roger Bader sagt: «Er ist noch nicht ganz fit. Wir wissen noch nicht, ob wir ihn einsetzen können.» Leider gibt es praktisch keine Chance, dass Österreich gegen die Schweiz spielt. Das wäre theoretisch nur möglich, wenn die Österreicher den Viertelfinal (mindestens Platz 4 in der Gruppe) erreichen. Was eigentlich unmöglich ist.

Arno Del Curtos Rückkehr ins Rampenlicht kommt einerseits überraschend: Noch im letzten Oktober hatte er durch alle Böden hindurch versichert, er werde niemals – niemals! – mehr ins Hockey zurückkehren. Sein Gastspiel im letzten Oktober bei Roger Bader im Rahmen eines Länderturniers in Slowenien sei eine Ausnahme und reiner Freundschaftsdienst gewesen. Andererseits: Niemand glaubte ihm und eigentlich war es nicht die Frage ob, sondern wann und wo er wieder im Hockey-Business auftauchen würde.

Zuerichs Cheftrainer Arno Del Curto im dritten Eishockey-Spiel der Abstiegsrunde der National League zwischen den ZSC Lions und dem HC Davos, am Samstag, 16. Maerz 2019, im Hallenstadion in Zuerich.(K ...
Seine letzte Stelle als Headcoach hatte Del Curto in der Saison 2018/19 bei den ZSC Lions.Bild: KEYSTONE

Seine lesenswerte Autobiographie («Mit Köpfchen durch die Wand») wird der mehrfache HCD-Meistertrainer für eine zweite Auflage um ein internationales Kapitel ergänzen müssen. Titel: «Debakel im Walzertakt», wenn das sportliche Ziel Klassenerhalt nicht erreicht wird. «Wie wir der Hockeywelt den Radetzky-Marsch geblasen haben», wenn die Österreicher oben bleiben.

Roger Bader arbeitet seit 2014 für den österreichischen Verband. Seit 2016 als Cheftrainer. Sein Vertrag läuft nach der WM aus, eine Verlängerung ist im Falle eines Klassenerhaltes oder eines ehrenvollen Abstieges lediglich Formsache – und dann ist mit ziemlicher Sicherheit auch das Mandat von Arno Del Curto prolongiert.

Viel wird der Engadiner mit Wohnsitz und Lebensmittelpunkt im bernischen Oberaargau (Lotzwil) mit dem WM-Abenteuer nicht verdienen. Roger Bader sagt: «Er bekommt die gleiche Entschädigung wie die beiden anderen Assistenten.» Plus Spesen natürlich. Und Roger Bader wird hoffentlich das teure Bier spendieren, wenn er mit seinen drei Assistenten Arno Del Curto, Philipp Lukas und Reinhard Divis ausgeht. Er sagt jedenfalls: «Wir haben viel Spass miteinander.»

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Die Karriere von Arno Del Curto
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Die Karriere von Arno Del Curto
Arno Del Curto war der «ewige» Trainer beim HC Davos. Er unterschrieb auf die Saison 1996/1997 und amtete 22 Jahre als Cheftrainer.
quelle: keystone / arno balzarini
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