Kohlekraftwerke sind ein Problem. 2018 produzierten sie 10,1 Gigatonnen CO2. Das war knapp ein Drittel der gesamten anthropogenen CO2-Produktion (33.1 Gigatonnen). Trotzdem werden auch heute noch neue Kohlekraftwerke gebaut. Einige, um ältere, ineffizientere zu ersetzen; andere, um den steigenden Energiehunger in verschiedenen Ländern zu stillen.
Auskunft über sämtliche erfassten Kohlekraftwerke dieser Welt gibt der «Global Coal Plant Tracker» des Global Energy Monitors. Man unterscheidet wie bei den Atomkraftwerken die eigentlichen Kraftwerke (Power Stations) und die Blöcke (Units). So besteht zum Beispiel das Kohlekraftwerk Schwarze Pumpe 30 Kilometer südlich von Cottbus aus zwei Blöcken zu je 800 MW Leistung. Deshalb übersteigt die Blockanzahl die Kraftwerkanzahl um ein Vielfaches.
Insgesamt sind momentan weltweit (Stand Januar 2020) 2485 Kraftwerke und 6620 Blöcke in Betrieb.
In China. Und zwar mit Abstand. Beinahe die Hälfte aller Kohlekraftwerke stehen im Reich der Mitte.
Die ersten mitteleuropäischen Staaten folgen gleich hinter Indonesien auf Platz sieben (Deutschland: 74) und acht (Polen: 50).
Die Schweiz als Sonderfall. Der geläufige Topos gilt wenigstens für die Stromproduktion. Wir kommen hierzulande ohne einheimische Kohlekraftwerke aus, weltweit sind sie in der Stromproduktion aber führend. Und das nicht wegen ihrer Grösse, sondern alleine wegen der schieren Anzahl.
Stellt sich die Frage, welche Länder wie viel CO2 damit produzieren. Führend ist selbstredend wieder China. Aber die USA und Indien tauschen die Plätze.
Chinesische Kohlekraftwerke produzieren alleine 14,4 Prozent des gesamten weltweiten anthropogenen CO2. Mit China, den USA und Indien sind drei Länder alleine für Zweidrittel des «Kohle-CO2» verantwortlich. Dreiviertel sind es, wenn man Russland und Japan dazunimmt. Im Kampf gegen den Klimawandel werden diese Kohlegrossmächte zentral sein. Doch wie sieht eigentlich der Trend aus? Werden weiterhin neue Anlagen gebaut?
China zeigt sich auch bei der Installation neuer Kraftwerke am exzessivsten, gefolgt von Indien. Die USA hingegen übte Zurückhaltung. Die seit 2006 installierte Leistung beträgt in Indien 170 Gigawatt.
Die Schweizer Vergleichsgrösse: Die über 600 Wasserkraftwerke in der Schweiz besitzen eine Gesamtleistung von 15'290 Megawatt. Das ist ungefähr so viel, wie alleine Vietnam in den letzten 13 Jahren mit Kohlekraftwerken dazugewann.
Eine alleinige Statistik, wer wie viel neue Kohlekraftwerk-Leistung installiert hat, sagt nichts über die tatsächliche Nettozunahme aus. Denn vielerorts werden Kraftwerke ohne gleichartigen Ersatz stillgelegt. Die Netto-Entwicklung gibt deshalb einen besseren Anhaltspunkt, welche Staaten es ernst meinen mit der Bestrebung, von der Kohlekraft wegzukommen.
Die Zahlen zeigen eindrücklich, wer sich vom Kohlestrom zu verabschieden versucht. Donald Trump posierte zwar medienwirksam mit Arbeitern und kündigte ein Revival dieses «sauberen Stroms» an – die Realität zeichnet ein anderes Bild. Auch in Deutschland und Grossbritannien sind die Bemühungen deutlich ersichtlich. Grossbritannien feierte unlängst die ersten beiden Wochen ohne Kohlestrom. Auf der Insel will man den kompletten Ausstieg bis 2025 geschafft haben. Deutschland lässt sich bis 2038 Zeit, was vielen im Land zu wenig schnell geht.
USA: 10.2 MWh/Jahr
Russland: 7.1MWh/Jahr
Japan: 6.0 MWh/Jahr
China: 5.6 MWh/Jahr
Deutschland: 4.9 MWh/Jahr
Indien: 0.9 MWh/Jahr
Mein Prof sagte einmal: würde man alle Kohlekraftwerde alleine mit Erdgas ersetzen, hätte man ungefähr gleich viel CO2 gespart, wie durch das Lahmlegen des ganzen Personalverkehr.
Fast alle erneuerbaren Technologien gegen den Klimawandel zielen auf eine Dekarbonisierung mittels Elektrifizierung ab. Dies funktioniert ja nur, wenn der Strom möglichst emissionsfrei produziert wird. Davon sind wir weit entfernt. Da unser Stromnetz mit dem Europas vernetzt ist, fliesst zb. auch Kohlestrom aus Polen in unserem Tesla.