Heute vor einem Jahr wurde gemeldet: «Mysteriöse Lungenkrankheit in Wuhan ausgebrochen»
31. Dezember 2019: Vor 365 Tagen war die Welt noch eine andere. Es überkam einen noch kein Klaustrophobie-ähnlicher Anfall, wenn man sich Filmszenen mit grossen Menschenmassen anschaute und die wahrscheinlichste Antwort, wenn jemand von epidemiologischen Lagen und Inzidenzen sprach, war wohl: «Gesundheit».
Doch genau heute vor einem Jahr nahm eine der grössten Krisen der neueren Geschichte ihren Lauf. Zumindest in den Schweizer Medien. Denn am 31. Dezember 2019 schrieb die Schweizer Nachrichtenagentur Keystone-SDA, die auch watson beliefert, folgende Meldung:
So obskur es wäre, unserem damaligen Vergangenheits-Ich zu erzählen, wie unser Leben in einem Jahr aussehen würde, ist es, mit unserem jetzigen Wissensstand die ersten Meldungen über das Coronavirus zu lesen. Eine kleine Zeitreise.
31. Dezember 2019: Erste Meldung aus China
Im ersten Bericht über die «mysteriöse Lungenkrankheit» schrieb Keystone-SDA Folgendes:
1. Januar 2020: «Lungenkrankheit in China ausgebrochen»
Am 1. Januar dieses Jahres folgte bereits die zweite Meldung aus China. watson hat diese übernommen und so das erste Mal über das Coronavirus berichtet. Berichte über Repressionen der Polizei aus Wuhan machten die Runde:
6. Januar: «WHO beobachtet mysteriöse Lungenkrankheit in China – 59 Patienten»
Am 6. Januar hat sich erstmals die Weltgesundheitsorganisation WHO eingeschaltet: «Die WHO verfolgt die Situation aufmerksam und steht in engem Kontakt mit den nationalen Behörden in China.» Die Nachrichtenagentur schrieb:
9. Januar: Die «Tagesschau» berichtet
Besonders sehenswert ist ein «Tagesschau»-Beitrag vom 9. Januar 2020. Zum ersten Mal wird dort über die «mysteriöse Lungenkrankheit aus China» berichtet. Dabei hiess es noch, dass man nicht davon ausgehe, dass sich das Virus von Mensch zu Mensch übertragen lässt «und dass die Ansteckungsgefahr relativ klein ist».
Hier nachzuschauen:
20. Januar: «Mysteriöse Lungenkrankheit breitet sich in China aus»
Nicht nur in China, sondern auch in Südkorea sei der erste Fall gemeldet worden, heisst es in einer Nachrichten-Depesche. Drei Menschen seien an der Krankheit gestorben.
Im watson-Artikel dazu schrieb User «Füürtüfäli» den Top-Kommentar, in dem er den Umgang Chinas mit dem Virus kritisierte. Wie sich später herausstellen sollte, war die Reaktion Chinas um einiges besser als jene der meisten anderen Ländern der Welt.
25. Januar: 56 Millionen Menschen werden unter Quarantäne gestellt
Bereits am 23. Januar zog China die Reissleine und stellte nicht mal einen Monat nach offiziellem Bekanntwerden von Covid-19-Erkrankungen die gesamte Stadt Wuhan unter Quarantäne. Peking sagte zudem vorsorglich alle grösseren Neujahrsfeiern ab.
Am 25. Januar weitete China die Massnahmen massiv aus, stellte 56 Millionen Menschen unter Quarantäne und richtete im gesamten öffentlichen Verkehr der Volksrepublik Fiebermessstationen ein.
26. Januar: «Bund verschärft Meldepflicht wegen Coronavirus»
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) ergreift erste präventive Massnahmen gegen das Coronavirus. Verschärft wurde die Meldepflicht von Ärzten und Laboratorien.
25. Februar: Das Virus hat die Schweiz erreicht
Am 25. Februar, nachdem das Virus bereits seinen Weg nach Europa geschafft hat und sich ein Trauerspiel im Norden Italiens abzeichnete, erreichte das Coronavirus auch die Schweiz.
Bleibt zu hoffen, dass wir an dieser Stelle in einem Jahr über die Absurdität der Berichterstattung von vor einem Jahr berichten können.