Petkovic über Shaqiri: «Das Verhältnis ist ok, aber seine Motivation ist leer»
Drei Tage vor dem wegweisenden Spiel in der EM-Qualifikation in Dublin gegen Irland besammelte sich das Schweizer Nationalteam in Zürich. Zu reden gab dabei vor allem die Absenz von Xherdan Shaqiri. Nationalcoach Vladimir Petkovic erklärte die heikle Personalie.
Am Montagnachmittag sass Vladimir Petkovic im Konferenzraum des Hotel Atlantis am Fusse des Zürcher Hausberges Üetliberg und sprach zu den Medien.
Irgendwann ergriff er das Trinkglas vor ihm und sagte: «Ich will nicht pessimistisch sein. Ich sage auch über dieses Glas: Es ist halbvoll.» Dabei lachte er, denn er hatte kurz zuvor den letzten Schluck genommen.
Die Pointe war gut. Dabei ging es durchaus um ein ernstes Thema - zumindest im Mikrokosmos des Schweizer Fussball-Nationalteams. Denn die Frage an Petkovic hatte gelautet: Glauben Sie, dass Xherdan Shaqiri im Oktober wieder für die Schweiz spielen will? Der Vergleich mit dem halbvollen Trinkglas war Petkovics Antwort darauf, konkreter wurde er nicht.
Was im Oktober oder November oder auch 2020 sein wird, weiss niemand. Jetzt im September aber hatte Shaqiri das Aufgebot von Petkovic abgelehnt. Am Freitag hatte Petkovic die Personalie nicht kommentiert. Er hätte das tun können, dann wäre übers Wochenende weniger spekuliert worden in den Medien und an den Stammtischen. Petkovic findet: «Die Dinge werden von den Leuten ohnehin immer verschieden interpretiert. So hatten die Zeitung immerhin ihre Schlagzeilen und die Online-Portale ihre Klicks.»
Am Tag des Zusammenzugs in Zürich gab Petkovic nun Erklärungen ab. Shaqiri fühle sich nicht in der Verfassung, um für die Mannschaft den Unterschied machen zu können. Petkovic sprach davon, dass Shaqiris Motivation «leer» sei. «Es gab mit ihm schon früher diese Probleme. Jetzt tut es mir leid, dass ich ihm nicht helfen kann.»
Shaqiris Problem ist dies: Bei Liverpool spielt er nicht und dies seit Monaten. In dieser Saison stand er in der Premier League einmal während fünf Minuten im Einsatz. Letztmals gehörte er am 30. Januar zur Startformation. Danach kam er in der Meisterschaft nur noch auf vier Teileinsätze mit insgesamt 60 Minuten. Der Einsatz im Halbfinal-Rückspiel der Champions League ist der Höhepunkt seines Jahres.
Die Situation ist für Shaqiri deprimierend. Er ist in Liverpool gefangen im goldenen Käfig. Der Klub will ihn nicht verkaufen. Shaqiri mag nicht das Niveau haben seiner Mitspieler Mohamed Salah oder Sadio Mané, aber für Trainer Klopp ist es angenehm, als Stürmer Nummer 6 über einen Spieler mit den Qualitäten Shaqiris zu verfügen.
Gefangen im goldenen Käfig
Shaqiri also leidet in Liverpool - und in Zürich ist Petkovic hin- und hergerissen. Er akzeptiert die Gefühle seines besten Offensivspielers, er will Verständnis aufbringen für seinen Entscheid. Aber er sagt auch: «Ich glaube, er hätte zum Nationalteam kommen können. Dann wäre er auf andere Gedanken gekommen. Es gab auch früher Spieler, die kamen im Klub nicht zum Einsatz. Aber beim Nationalteam haben wir ihnen geholfen, sie konnten bei uns Spielpraxis sammeln, und dann ging es auch im Klub wieder besser.»
Statt Shaqiri im SFV-Camp und in den Spielen gegen Irland und Gibraltar helfen zu können, musste sich Petkovic damit begnügen, eine SMS zu schreiben. «Es war ein sehr langes SMS mit positiven Gedanken.» Petkovic gilt nicht als grosser Kommunikator. Vielleicht hat er deshalb betont von einem «sehr langen SMS» gesprochen. Es war wohl seine Art, auf den stolzen, manchmal sensiblen, manchmal übermütigen, aber manchmal eben offenbar auch schwermütigen Shaqiri zuzugehen. Petkovic sagt dazu: «Mein Verhältnis zu Xherdan ist okay, aber es könnte viel besser sein. Vielleicht müssten sich beide etwas öffnen, dann gehen alle als Gewinner aus dieser Situation heraus.»Noch stehen die Spiele in dieser Woche in Irland und gegen Gibraltar an. Doch schon jetzt ist man gespannt auf das Aufgebot für die Oktober-Länderspiele in Dänemark und zuhause gegen Irland. Mit Shaqiri? Ohne Shaqiri? Für Petkovic und das Nationalteam ist zu hoffen, dass dannzumal das Glas nicht halbleer ist.
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