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Olympia 2022: Die Schweiz scheitert im Hockey-Viertelfinal

Finland's Markus Granlund (60) and Switzerland's Denis Hollenstein (70) fall during a men's quarterfinal hockey game at the 2022 Winter Olympics, Wednesday, Feb. 16, 2022, in Beijing. ( ...
Die Schweiz wird von Finnland zu Fall gebracht.Bild: keystone

Hockey-Nati scheidet aus Olympia-Turnier aus: «Wir waren nicht schlau genug»

Der Weg des Schweizer Nationalteams der Männer endet in den Viertelfinals. Die Mannschaft von Trainer Patrick Fischer unterliegt Finnland 1:5 und beendet das Turnier auf Platz 8.
16.02.2022, 12:2816.02.2022, 14:17
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Wie bereits 2018 in Pyeongchang, als es in den Achtelfinals gegen Deutschland eine 1:2-Niederlage nach Verlängerung abgesetzt hat, holen die Schweizer auch im zweiten Anlauf unter der Führung von Patrick Fischer nicht die erhoffte Olympia-Medaille. Sie konnten am Mittwoch nicht an die starke Leistung vom Vortag im Achtelfinal gegen Tschechien (4:2) anknüpfen und gerieten bis zur 24. Minute völlig unnötig 0:3 in Rückstand.

Vor dem 0:1 von Miro Aaltonen verlor zunächst Gaëtan Haas in der neutralen Zone den Puck, dann agierten die Verteidiger Raphael Diaz und Mirco Müller zu wenig konsequent vor dem eigenen Gehäuse. Das 0:2, das 128 Sekunden nach dem ersten Gegentreffer fiel, war ein Eigentor von Santeri Alatalo, der die Scheibe mit dem Stock an die Maske von Goalie Reto Berra lenkte, von wo sie über die Linie kullerte. Es war im fünften Spiel das vierte Eigentor der Schweizer. Dem 0:3 von Marko Anttila ging ein haarsträubender Fehlpass von Verteidiger Lukas Frick in der eigenen Zone voraus.

«Die Enttäuschung ist sehr gross. Der Plan war, weiterzukommen, aber Finnland war eine Stufe besser. Sie haben clever gespielt und ihre Chancen genutzt. Wir hatten Mühe, die Tore zu schiessen. Sie sind in der Mitte gestanden und haben auf Konter gewartet und diese reingemacht. Das hat uns die Energie genommen.»
Santeri Alatalo, Verteidiger

Danach kontrollierten die Finnen die Partie bis zur ersten Strafe in diesem Spiel, die Mikko Lehtonen kassierte. Andres Ambühl, der schon in den Achtelfinals, ebenfalls in Überzahl, den ersten Schweizer Treffer erzielte hatte, verkürzte in der 38. Minute nach einer schönen Kombination auf 1:3. Den letzten Pass gab Enzo Corvi, der mit Abstand produktivste Schweizer Stürmer an diesem Turnier. Der Davoser Center verbuchte seinen vierten Assist und fünften Skorerpunkt insgesamt.

«Die Ernüchterung ist riesig. Wir sind gut gestartet. Wir machen genau das, was wir gesagt haben, sollen wir nicht machen: Geschenke an die Finnen. Es schmerzt. Wir haben uns selbst geschlagen heute, auch wenn wir am Ende nicht aufgegeben haben. Wir waren nicht schlau genug.»
Patrick Fischer, Nationaltrainer

Das vierte Powerplay-Tor in Peking gab den Eisgenossen sichtlich Auftrieb. Sie starteten mit viel Schwung in den letzten Abschnitt. In der 42. Minute hatten sie Pech, als der auffällige Denis Malgin am Pfosten scheiterte. Nach der zweiten Strafe gegen die Finnen (54.) riskierte Fischer mit einem sechsten Feldspieler alles, worauf Iiro Pakarinen nach einem Scheibenverlust von Diaz an der gegnerischen blauen Linie das 4:1 erzielte (56.). Auch das 5:1 von Teemu Hartikainen (57.) war ein Schuss ins leere Gehäuse.

«Es ist extrem bitter, wir haben uns viel vorgenommen und gegen Tschechien viel Selbstvertrauen getankt. Die Finnen gingen weit zurück und haben gewartet. Wir haben zu viele Geschenke gemacht. Bei den ersten drei Toren müssen wir härter sein vor dem eigenen Kasten. Wenn du das auf diesem Niveau nicht machst, dann ‹chachelt› es. Im letzten Drittel gingen wir all-in, aber ohne Glück und Erfolg.»
Raphaael Diaz, Captain

Obwohl Goalie Leonardo Genoni am Vortag brilliert hatte, setzte Fischer erstmals seit den Olympischen Spielen 2018 in einem K.o.-Spiel nicht auf den sechsfachen Meisterkeeper. An dem in der 24. Minute ausgewechselten Berra lag es allerdings nicht, dass die Schweizer den angestrebten Halbfinaleinzug verpassten. Vielmehr spielten die routinierten Finnen gewohnt diszipliniert. Es kommt nicht von ungefähr, dass die Nordländer an den letzten beiden Weltmeisterschaften Gold und Silber gewonnen haben. Umso bedauernswerter war es aus Schweizer Sicht, dass sie mit Eigenfehlern mithalfen.

Finnland - Schweiz 5:1 (2:0, 1:1, 2:0)
National Indoor Stadium. - 948 Zuschauer. - SR Ansons/Gouin (LAT/CAN), Hynek/Oliver (CZE/USA).
Tore: 9. (8:37) Aaltonen (Friman, Nättinen) 1:0. 11. Lehtonen (Hietanen, Manninen) 2:0 (Eigentor Alatalo) 2:0. 24. Anttila (Björninen) 3:0. 38. Ambühl (Corvi, Haas/Ausschluss Lehtonen) 3:1. 56. (55:28) Pakarinen (Filppula, Pesonen) 4:1 (ins leere Tor). 57. (56:47) Hartikainen 5:1 (ins leere Tor).
Strafen: je 2 mal 2 Minuten.
Finnland: Säteri; Pokka, Ohtamaa; Lehtonen, Hietanen; Vatanen, Lindbohm; Kemiläinen, Friman; Anttila, Björninen, Mäenalanen; Hartikainen, Manninen, Granlund; Pakarinen, Filppula, Pesonen; Komarov, Nättinen, Aaltonen.
Schweiz: Berra/Genoni (ab 24.); Diaz, Müller; Weber, Loeffel; Fora, Frick; Alatalo; Simion, Haas, Hofmann; Ambühl, Corvi, Thürkauf; Andrighetto, Malgin, Herzog; Moser, Bertschy, Mottet; Hollenstein.
Bemerkungen: Schweiz ohne Untersander (verletzt), Genoni (Ersatzgoalie), Vermin und Aeschlimann (beide überzählig). - 42. Pfostenschuss Malgin. - Schweiz von 54:46 bis 55:28 und von 55:50 bis 56:47 ohne Goalie.
Schüsse: Finnland 23 (10-8-5); Schweiz 34 (8-12-14).
Powerplay-Ausbeute: Finnland 0/2; Schweiz 1/2. (abu/sda)

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99 Kommentare
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Die beliebtesten Kommentare
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Sauerkraut
16.02.2022 11:58registriert Mai 2021
Ich höre es schon wieder: eigentlich auf Augenhöhe, eigentlich Weltklasse, eigentlich Olympiasieger etc etc etc
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BrokenMachine
16.02.2022 10:12registriert August 2021
Kommentator des SRF: "Im Eishockey gibt es keine Eigentore."
Auch Kommentator des SRF: "Unglaublich, bereits das 4. Eigentor in diesem Turnier!"
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DonChirschi
16.02.2022 12:06registriert Oktober 2015
Gegen Finnland im Viertelfinal verlieren ist keine Schande. Aber die Differenz zwischen Zielsetzung und Performance ist zum x-ten Mal an einem wichtigen Turnier riesig. Einmal ist keinmal, zweimal ist Zufall und dreimal ist ein Muster. Und bei Fischer ist das Muster nunmal, dass er ein schlechter Coach ist, nach Sympathien selektiert und nicht in der Lage ist, das Maximum aus unserem Potential herauszuholen. Diesem Trauerspiel mag ich nicht mehr zusehen. #FischerOut
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