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Du willst nur das Beste? Voilà:
Herr Knecht, wie schätzen sie den Zustand von Sepp Blatter nach dem Auftritt am Mittwoch ein?
Thomas Knecht: Sein Selbstbewusstsein ist gebrochen. Er wirkt angeschlagen, seine Körpersprache wirkt nicht mehr offensiv, wie vor der Krise in der FIFA. Doch dies ist nur normal, wenn man sich seine derzeitige Situation vor Augen führt. Er wurde innert kürzester Zeit vom Allvater der FIFA zur Persona non grata. Das ist nicht ohne weiteres verkraftbar.
Denken sie, Blatter steckt in einer Depression?
Nein, das glaube ich nicht. Es ist eine natürliche Reaktion auf seine schwierige Lage. Seine Reaktionszeiten und sein Sprachfluss zeigen, dass er noch nicht resigniert hat. Er gibt sich immer noch kämpferisch. All das spricht gegen eine klinische Depression.
Aber er wirkte im Interview in der «Rundschau» schon verändert.
Ja, das stimmt. Aber eben, er befindet sich zur Zeit in der Widerstandsphase. Er hält noch fest an seiner Position, ist noch nicht bereit loszulassen. Sein Glaube daran, dass noch nicht alles verloren ist, ist nach wie vor ungebrochen.
Wie sieht denn das erst aus, wenn er offiziell sein Amt niederlegt?
Fällt seine Funktion als Parteipräsident komplett weg, wird es kritisch. Es ist schon für Pensionierte schwer, denn Übergang zu verkraften. Vom FIFA-Präsidenten zum Verstossenen, dass wäre eine harte Landung für ihn. Einen solchen tiefen Fall übersteht man nicht unbeschadet. Ausserdem war es für ihn nicht absehbar, wie für jemanden der in Pension geht. Er hatte keine Zeit, sich auf einen solchen Umschwung vorzubereiten, sein Leben den neuen Verhältnissen anzupassen.
Denken Sie, die materielle Zurückstufung wird ihm zusätzlich zu schaffen machen?
Es ist nicht nur der finanzielle Teil. Es geht darum, dass er droht, sein soziales Umfeld zu verlieren. Keine grossen Empfänge von Staatsmännern, keine Reisen in entfernte Länder mehr. Die Wechselwirkung zwischen ihm und seiner Funktion fällt in sich zusammen, weil seine Funktion nicht mehr vorhanden sein wird. Es wird eine schwere Zeit für ihn werden.
Ist diese Verwandlung erst seit dem Interview in der «Rundschau» sichtbar?
Solche Veränderungen treten meistens nicht über Nacht auf. Es gab schon in früheren Interviews Anzeichen dafür, dass ihm die Situation zu schaffen macht. Er war schon damals nicht mehr der tanzende und witzelnde Sepp, wie noch vor einigen Jahren. Er wirkt seit längerem nachdenklicher. Im Interview vom Mittwoch war es einfach deutlicher zu spüren.
Ich wünsche ihm gute Besserung.