Der Oberwalliser Ort Saas-Grund wartet auf einen drohenden Abbruch des Triftgletschers oberhalb des Dorfes. Rund 220 Menschen mussten am Samstag ihre Häuser verlassen, weil die erwartete Eislawine bis ins Dorf gelangen könnte.
Der Triftgletscher unterhalb des Viertausenders Weissmies wird seit 2014 ständig überwacht. An seiner Zunge waren seit Wochenbeginn vermehrt Bewegungen festgestellt worden. «Heute Nachmittag lag die Fliessgeschwindigkeit bei zwei Metern pro 24 Stunden», sagte Simon Bumann, Sprecher des Regionalen Führungsstabes, am Abend der Nachrichtenagentur sda.
«Fachleute schätzen auf Grund der Fliessgeschwindigkeit, dass es innerhalb der nächsten 24 Stunden zum Gletscherabbruch kommen könnte», sagte Bumann. Die von der erwarteten Eislawine bedrohte Gebäude seien mittlerweile evakuiert. Rund 220 Menschen mussten für zunächst zwei bis drei Tage packen und ihre Häuser verlassen.
Sie wurden bei Verwandten und Bekannten sowie in Hotels untergebracht. Am frühen Abend waren die Evakuierungen abgeschlossen. Betroffen seien vor allem Einheimische, sagte Bumann.
Bergbahn fährt nicht - Kantonsstrasse gesperrt
Neben der Evakuierung sperrten die Gemeindebehörden das Gebiet Triftgletscher und darunterliegende Gebiete. Dort ist das Betreten für Menschen und Nutztiere verboten. Namentlich die Normalroute zum oder vom rund 4000 Meter hohen Weissmies sowie der Höhenwanderweg Kreuzboden-Almagelleralp sind gesperrt.
Die Hohsaas-Bergbahnen stellten den Betrieb ein. Die Kantonsstrasse in Saas-Grund durfte ab Saas-Bidermatten nach 18 Uhr nicht mehr befahren werden. Eine Umfahrung wurde eingerichtet.
Die Behörden ergriffen die Massnahmen in Absprache mit Fachleuten, wie der Regionale Führungsstab mitteilte. Bereits im Oktober 2014 war eine Sperrung ausgesprochen worden. Seither steht der Gletscher unter Beobachtung. Nach den neusten Entwicklungen dieser Woche wurde am Gletscher eine Radaranlage installiert.
Am Samstagmorgen nahm der Regionale Führungsstab die Arbeit auf. Feuerwehr und Zivilschutz sind aufgeboten; die Kantonspolizei unterstützt den Einsatz. 60 bis 70 Angehörige des Führungsstabes sowie von Feuerwehr, Zivilschutz, Kantonspolizei und Sanität im Einsatz. Die Lage werde laufend neu beurteilt, hiess es. (sda)