Nur rund 260 Tonnen Nordwestschweizer Tafelkirschen in diesem Jahr

Nur rund 260 Tonnen Nordwestschweizer Tafelkirschen in diesem Jahr

26.07.2017, 15:32

Wegen der Schäden des Spätfrostes von Ende April sind in der Schweizer Haupt-Kirschenregion Nordwestschweiz dieses Jahr nur 263 Tonnen Tafelkirschen geerntet worden. Dies ist die zweitkleinste Menge seit Beginn der Registrierungen vor 42 Jahren.

Die Schweizer Kirschenernte wird in den nächsten Tagen abgeschlossen, wie es beim Landwirtschaftlichen Zentrum Ebenrain (LZE) in Sissach BL am Mittwoch auf Anfrage hiess. In der kommenden Woche kämen keine marktrelevanten Mengen mehr in die Läden.

Gelitten haben die Kirschen heuer landesweit: 2017 wurde gemäss LZE die seit 15 Jahren drittkleinste Kirschenernte registriert. Gegenüber dem schon schlechten Jahr 2016 sei nochmals ein Rückgang um 25 Prozent zu verzeichnen.

Insgesamt wurden schweizweit rund 1450 Tonnen Tafelkirschen geerntet. Davon stammten nur gerade 18 Prozent aus der wichtigen Kirschenregion Nordwestschweiz. Im einem normalen Sommer sind es jeweils um die 40 Prozent. Gegenüber 2016 gab es in der Nordwestschweiz gut 470 Tonnen weniger Tafelkirschen.

Konserven-Kirsi rar

Erst einmal, im Jahr 1997, war die Tafelkirschenernte in der Nordwestschweiz noch schlechter gewesen, wie es weiter hiess. Auch damals war das schlechte Wetter verantwortlich gewesen.

Bei den Konservenkirschen stammten 2017 derweil 63 Tonnen der schweizweit insgesamt geernteten rund 180 Tonnen aus der Nordwestschweiz. Schweizweit ist dies die drittkleinste überhaupt je registrierte Menge. Konservenfähige Ware sei indes aufgrund eines hohen Brennkirschenpreises auch in diesen Absatzkanal geflossen. Zu den Brennkirschen-Mengen gibt es derzeit noch keine Zahlen.

Gleich nach dem starken Frost von Ende April war man noch pessimistischer gewesen. Nun hätten sich gegenüber den ersten Schätzungen doch etwas mehr Früchte als erwartet entwickelt, hiess es beim LZE weiter. In der Nordwestschweiz seien die Kirschbäume im Fricktal weniger stark vom Spätfrost geschädigt worden. Von den anderen Schweizer Kirschenregionen hätten Seegebiete nicht ganz so stark gelitten.

Über 30 Gesuche für Nothilfe

Im Baselbiet gibt es jedoch gemäss LZE zahlreiche Betriebe, die 2017 einen Totalausfall erlitten haben. Die übrigen Betriebe im Kanton müssten sehr grosse Ausfälle tragen. Bereits nach dem Frost hatte die Regierung angekündigt, zinslose Betriebshilfedarlehen für die betroffenen Betrieb zu gewähren.

Bislang sind beim LZE 28 Gesuche um Ratenstundungen von Investitionskrediten eingegangen sowie drei Gesuche für Betriebshilfe-Darlehen, wie weiter zu erfahren war. Mit einem deutlichen Anstieg der Baselbieter Gesuche rechnet das LZE gegen Ende Jahr, wenn die Landwirtschaftsbetriebe Bilanz ziehen.

Die ersten dieser Gesuche befänden sich derzeit in Prüfung. Voraussichtlich Ende August werde die Investitionshilfekommission darüber entscheiden. Je nach Höhe des Kredites hat zudem der Bund ein Mitspracherecht bei der Gewährung.

Pflege der Kulturen

Insgesamt stehen im Kanton Basel-Landschaft 5.3 Millionen Franken für Betriebshilfen zur Verfügung. Mitte Juni hatte das Parlament einen Nachtragskredit von zwei Millionen Franken bewilligt, um den mit 1.3 Millionen Franken gefüllten Fonds für Betriebshilfen aufzustocken. Ebenfalls zwei Millionen Franken fliessen vom Bund.

Trotz weniger Fruchtbehang - und damit weniger Ertrag - müssen die Kulturen «gesund gehalten», also gepflegt werden. Ansonsten drohen gemäss LZE im Folgejahr Probleme mit erhöhtem Krankheitsdruck. So müssten etwa die Bäume besonders intensiv geschnitten werden, da wegen der sehr kleinen Belastung durch Früchte die Triebe stärker wachsen. Auch die Bodenpflege sei wie immer nötig.

Der Verlust ganzer Bäume wegen des Frosts ist dem LZE bei den Kirschen indes nicht bekannt und werde auch nicht erwartet. Das Blattwerk der Obstbäume erfriere nicht so schnell wie die viel empfindlicheren Blüten oder Jungfrüchte.

Schwierige Vermarktung

Trotz der geringeren Menge an Tafelkirschen sind die Marktpreise diesen Sommer stabil geblieben, wie Hansruedi Wirz, Präsident des Produktezentrums Kirschen/Zwetschgen vom Schweizer Obstverband und Verband des Schweizerischen Früchte-, Gemüse- und Kartoffelhandels (Swisscofel), auf Anfrage sagte. Gegenüber dem Vorjahr stiegen sie je nach Qualitätsklasse pro Kilo im Durchschnitt um 10 bis 30 Rappen.

Der jeweils höhere Startpreis habe dieses Jahr relativ rasch auf den Saisonpreis korrigiert werden müssen, sagte Wirz weiter. Dies hänge mit der in diesem Jahr schwierigen Vermarktung zusammen. Durch die frostbedingt schlechten Prognosen im Frühjahr seien die Konsumenten davon ausgegangen, dass es keine Schweizer Kirschen gebe, was die Nachfrage nicht begünstigt habe.

In den Läden seien die Kirschen aufgrund der Ernte-Erwartungen auch nicht zuvorderst platziert gewesen. Zudem war gemäss Wirz das Angebot an Sommerfrüchten sehr breit und die Konkurrenz für die Schweizer Kirschen gross. (sda)

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