Universität Potsdam, und seine Kollegin Dania Richter von der Technischen Universität Braunschweig.
Zecken breiten sich auch in Städten immer weiter aus. Ursache sei die Zunahme geeigneter Lebensräume für die Wirtstiere wie Mäuse oder Ratten, auf denen die Parasiten sitzen. Das berichten Franz-Rainer Matuschka, Parasitologe von der Hochschulambulanz derZecken mit den Erregern der Lyme-Borreliose oder der Hirnerkrankung FSME (Frühsommer-Meningoenzephalitis) leben ausser in Waldgebieten auch in Parks, Hinterhöfen und Gärten, auf ehemaligen Rieselfeldern sowie an Mauerstreifen und auf Spielplätzen. Ihre Transportmittel sind Mäuse und Ratten, aber auch Vögel, Füchse oder Igel.
«Die Zersiedlung hat zugenommen», erklärte Matuschka. «Unsere Stadtgärten werden anders gepflegt als früher, sind naturnaher, und das birgt bei aller Schönheit erhöhte Risiken.»
Das Berliner Robert-Koch Institut äussert sich ähnlich: «Die Meldedaten sind in den ostdeutschen Bundesländern in der ersten Hälfte des vergangenen Jahrzehnts deutlich gestiegen, eine der Ursachen könnte in einem geänderten Freizeitverhalten liegen.» Dazu gehörten etwa das Joggen oder Nordic Walking.
«Ist die Luftfeuchte hoch und gibt es genug Wirtstiere, so können sich die Zecken auch in den Städten vermehren», betonten Matuschka und Richter. Ideal für die Tiere seien Waldränder und schattige Wiesen.
«Man hat das Thema lange nicht beachtet», warnte Matuschka. Nicht nur Mäuse und Ratten seien schuld an der Ausbreitung. «Eine erhebliche Gefahr kann im häuslichen Bereich von Katzen ausgehen. Es gibt in Deutschland mindestens zehn Millionen Hauskatzen, dazu kommen zwei bis drei Millionen streunende Katzen.»
Die bei Zecken beliebten Vierbeiner hätten besonders engen Kontakt zu Menschen und schliefen oft sogar in deren Betten. «Besonders gefährlich ist, dass von den Katzen abgeputzte Zecken dann sofort den Menschen mit Borrelien infizieren können, während das normalerweise ein bis zwei Tage dauert. So bleibt anders als nach einem Spaziergang kaum Zeit, die Parasiten rechtzeitig zu entfernen.»
Wichtig sei ein konsequentes Müllmanagement, fordern die Forscher: «Wenn der Tisch in Parks für Nagetiere wie Mäuse und Ratten oder auch Vögel, etwa Amseln, reich gedeckt ist, dann steigt auch das Zeckenrisiko für den Menschen», erklärte Matuschka.
«Grund zur Panik oder gar Hysterie besteht aber nicht», betonte seine Kollegin Dania Richter in Braunschweig. «Wir wollen die Leute nicht aus dem Garten fernhalten, das sollte nicht das Ziel sein.» Man könne sich schliesslich vor einem Zeckenbefall schützen, sagte Matuschka. Wichtig seien eine angemessene Kleidung und die zeitnahe Untersuchung des Körpers nach einem Aufenthalt im Freien.
Typisches Anzeichen für eine Borreliose ist ein roter Hautring, der sich um die Einstichstelle ausbreitet. Weitere Symptome sind Gelenk- und Muskelschmerzen, Lähmungserscheinungen in Armen oder Beinen und Hautveränderungen. Wird die Krankheit nicht frühzeitig erkannt, sind Spätfolgen wie Gelenkentzündungen (Arthritis) sowie Herzmuskel- oder Nervenentzündungen möglich. (boj/dpa)