Federer, Wawrinka, Bacsinsky, Bencic - dank der Erfolge der Schweizer Tennisstars ist die Sportart hierzulande so beliebt wie kaum je zuvor. Davon profitieren die Fachgeschäfte aber kaum. Gegenüber den Onlinehändlern verlieren sie weiter an Terrain.
Die Ausgangslage für gute Geschäfte ist beim Tennis eigentlich optimal. Man denke nur an die international erfolgreichen Schweizer Profis und die rund 164'000 Aktivmitglieder, die bei Swiss Tennis, dem drittgrössten Sportverband des Landes, organisiert sind. Zudem ist die Zahl der lizenzierten Spieler hierzulande - im Gegensatz zum europäischen Ausland - laut Swiss Tennis in den letzten zehn Jahren auf hohem Niveau noch leicht gestiegen.
«Zalandoeffekt» spielt
Im stationären Handel sinken dennoch laufend die Verkäufe von Tennisschlägern, Bällen, der entsprechenden Bekleidung, Schuhen sowie Zubehör. «Der Zalandoeffekt hat sich auf die Sportartikelbranche ausgedehnt», fasst Patrick Schnidrig, Geschäftsführer des Onlinehändlers Tennis-Point.ch die Entwicklung zusammen.
Viele kleinere Fachgeschäfte könnten mit der raschen Entwicklung und den schnellen Wechsel des Sortiments nicht mehr Schritt halten, dies zeige sich auch bei Tennisartikeln. In Zukunft würden die Fachgeschäfte weiterhin an Boden verlieren, da sie nur regional tätig seien, glaubt Schnidrig.
Der Sporthändler Intersport bestätigt die Diagnose. «Im Verkauf von Tennisprodukten dominiert der Onlinehandel. Im Fachhandel sind Service und Dienstleistungen wichtig», erklärt Daniel Steiner, Sprecher von Intersport Schweiz. Für Intersport sei Tennis hierzulande im Gegensatz zu Outdoor oder Schneesport daher ein Nischenmarkt.
Lediglich ein Nischenmarkt
Konkrete Zahlen von Intersport Deutschland wurden im Juni bekannt. Die Handelsstruktur von Intersport Deutschland und Intersport Schweiz ist zwar sehr unterschiedlich, dennoch gilt für beide Märkte, dass die Umsätze für Tennis-Ausrüstungen in den letzten zehn Jahren massiv eingebrochen sind. Dies bestätigt Steiner konfrontiert mit den deutschen Zahlen.
In Deutschland beziffert der Intersport-Verbund den Rückgang auf rund 20 Prozent. Bei den hiesigen Intersport-Händlern dürfte er laut Steiner noch stärker gewesen sein. Aktuell beträgt der Umsatzanteil mit Tennis-Artikeln bei Intersport in unserem nördlichen Nachbarland noch rund 2 Prozent. In der Schweiz liegt er gemäss Steiner sogar noch tiefer.
Zugeknüpft gibt man sich beim Grossverteiler Migros. Tennis sei für die Genossenschaft mit ihrem Sportfachmarkt SportXX kein Profilierungssortiment, wie etwa Running, Outdoor, Bike oder Ski, erklärt Mediensprecherin Martina Bosshard. Aussagen zu Umsatzanteilen würden keine gemacht.
Bosshard stellt lediglich fest, dass bei den Rackets der Markt durch reine Onlineanbieter in den letzten Jahren stark unter Druck geraten ist. Serviceangebote seien daher wichtige Zusatzleistungen. Die aktuelle Saison sei aufgrund der nassen Witterung sehr harzig angelaufen.
Das Marktforschungsinstitut GfK erfasst den Tennismarkt seit längerem nicht mehr, wie es auf Anfrage heisst. «Sicher ist, dass sich der traditionelle Fachhandel bis auf einzelne Spezialisten immer mehr vom Tennis verabschiedet hat», stellt Kurt Meister vom GfK fest. Das Internet werde für den weissen Sport immer wichtiger.
Online-Verkäufe nehmen zu
Erfolgreich am Markt agiert denn auch der Onlinehändler Tennis-Point. Dessen Umsätze sind in den letzten Jahren stetig gewachsen. Die Firma mit Sitz im zürcherischen Dietikon, in der vor drei Jahren die traditionsreiche MRS Tennis AG aufging, setzt mit acht Beschäftigten jährlich rund 5 Millionen Franken um. Der aktuelle Branchenumsatz wird von Schnidrig auf rund 10 bis 15 Millionen Franken geschätzt.
Mit Bekleidung, Schuhen und Accessoires realisiert Tennis-Point dabei rund 70 Prozent der Verkäufe. Weniger häufig gewechselt würden Rackets. Kunden werden über den Online Shop und über stationäre Geschäfte bedient und die Firma bietet auch Serviceleistungen an.
Laut Schnidrig können auch Fachhändler erfolgreich am Markt sein, wenn sie sehr innovativ sind und eine gute Kundenbindung erzeugen. (sda)