Der Papst über Jesus: «Explosion des Lebens und der Freude»
Christen auf der ganzen Welt haben die Geburt von Jesus Christus ausgiebig gefeiert. Aber auch viele Hindus und Buddhisten tragen zur Weihnachtszeit gern rote Mützen mit den weissen Bommeln oder sonstige weihnachtliche Accessoires. Weihnachten sind rund um den Globus zum grossen Business geworden.
Für gläubige Christen ist der Sohn Gottes der Hoffnungsträger schlechthin. In einer Welt, die wieder einmal Kopf steht und in der Techmilliardäre die globale Macht an sich reissen wollen, ist das göttliche Kind in der Krippe ein augenfälliger Kontrast und ein soziales Gegenkonzept.
Die Weihnachtsgeschichte ist zwar eine schöne Erzählung, doch sie spendet falschen Trost. Gegen die Macht des Faktischen sind Religionen und Glaubensgemeinschaften chancenlos. Der schnöde Mammon und die weit verbreitete Egozentrik stehen über allem.
Die moralischen und ethischen Appelle der Kirchenfürsten haben in der modernen Welt wenig Gewicht. Das Modell der Demokratie – alle Macht dem Volk – gerät unter Druck, viele Leute lassen sich von Populisten und Autokraten blenden.
Auch wenn alle Geistlichen und Millionen von Gläubigen für den Frieden beten: Noch selten starben so viele Leute bei internationalen kriegerischen Auseinandersetzungen und Bürgerkriegen.
Es ist verständlich, dass Pfarrer an diesen Festtagen bei den Gottesdiensten Hoffnung verbreiten und Trost spenden. Es gehört zu ihrer Aufgabe. Sie wollen die ohnehin angespannte Atmosphäre nicht weiter mit traurigen Geschichten trüben. Es ist aber unpassend, mit kitschigen Weihnachtsgeschichten über das Schicksal leidender Menschen hinwegzutäuschen.
Doch genau dies tat Papst Leo XIV. kürzlich bei einer Generalaudienz. Es ging zwar nicht explizit um die Geburt von Jesus, aber um die Auferstehung. Was ja auch eine Art Geburt ist.
Bei den Generalaudienzen legt der Papst jeweils die Schriften aus, also primär die Bibel. Diese Rituale haben deshalb eine grosse religiöse Bedeutung. Bei der erwähnten Audienz bezeichnete der Pontifex die Auferstehung von Jesus Christus als «Explosion des Lebens und der Freude». Sie habe den Sinn der gesamten Realität von negativ zu positiv verändert, ergänzte er.
Das sind grosse Worte. Was versteht der Papst unter der «gesamten Realität»? Es kann wohl nur eines bedeuten: die Realität aller Menschen. Doch hier herrscht bei ihm wohl mehr Wunschdenken als Lebensrealität. Man könnte es auch religiöse Verblendung nennen.
Er blendet das Elend aus, das auch Jesus als Sohn Gottes mit seiner Geburt und seinem Wirken auf der Erde nicht lindern, geschweige tilgen konnte. Es ist offensichtlich, dass die Kurie in einer religiösen Blase lebt, in der die reine katholische Lehre das Bewusstsein bestimmt.
Weiter ergänzte Papst Leo, diese Realität könne eine der Krankheiten unserer Zeit heilen: die Traurigkeit, die dem Leben Sinn und Kraft nehme und es zu einer Reise ohne Richtung und ohne Bedeutung mache.
Wie bitte? Traurigkeit als Krankheit? Eine Reise ohne Bedeutung?
Traurigkeit ist eine geistige Kraft, die heilen kann. Darin sind sich Psychologinnen und Therapeuten einig. Soll man nicht traurig sein, wenn das eigene Kind schwer verunfallt oder einem ein anderes Schicksal widerfährt?
Traurigkeit hilft, seelische Schmerzen zu verarbeiten. Sie negativ zu bewerten, zeugt von einer beträchtlichen Portion Ignoranz. Vor allem, wenn sie der oberste Seelsorger bei einer Generalaudienz verbreitet.
Nicht genug. Papst Leo dozierte weiter, Jesus verändere die Perspektive radikal und schenke Hoffnung, die die Leere der Traurigkeit fülle. Er bezeuge die Niederlage des Todes. Weiter sagte der Papst, Jesus verändere den Blick auf die Welt, um die Wahrheit anzuerkennen, die uns gerettet habe.
Die Niederlage des Todes? Wenn es eine Gewissheit gibt: Der Tod ereilt alle. Was auch Jesus erleben musste. Gläubige werden sagen, er sei ja wiederauferstanden. Eine Geschichte, für die es keine Belege gibt und die man durchaus anzweifeln kann. Ebenso wie das Versprechen an ein dereinstiges Leben im Himmel.
Mit seinem Blog bedient Hugo Stamm seit Jahren eine treue Leserschaft mit seinen kritischen Gedanken zu Religion und Seelenfängerei.
Du kannst Hugo Stamm auf Facebook folgen und seinen Podcast findest du auf YouTube.
