Terrormiliz IS reklamiert Londoner Terroranschlag für sich

Terrormiliz IS reklamiert Londoner Terroranschlag für sich

23.03.2017, 14:08

Brite, Einzeltäter und polizeilich bekannt: So beschrieb die britische Premierministerin Theresa May den Attentäter von London. Derweil beanspruchte die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) den gestrigen Terroranschlag für sich.

Ein «Soldat» des IS habe die Operation ausgeführt, meldete das IS-Propaganda-Sprachrohr Amak am Donnerstag über das Internet unter Berufung auf nicht näher genannte Kreise der Extremisten. Der Angreifer sei damit Aufrufen gefolgt, Bewohner von Staaten der internationalen Koalition anzugreifen.

Die Echtheit der Nachricht liess sich zunächst nicht überprüfen. Sie wurde aber über die üblichen IS-Kanäle verbreitet. Auf diesem Weg hatten sich die Extremisten auch zu anderen Attentaten in Europa bekannt.

Am Tag nach dem Angriff, in dessen Verlauf drei Menschen sowie der Attentäter ums Leben kamen, informierte Premierministerin May das Parlament über den Stand der Ermittlungen. Der Mann sei in Grossbritannien geboren und vor einigen Jahren bei einer Untersuchung des Inlandgeheimdiensts MI5 zu «gewalttätigem Extremismus» im Visier der Ermittler gewesen.

«Wir haben keine Angst, und unsere Entschlossenheit wird angesichts des Terrorismus niemals wanken», sagte May, nachdem sie mit den Abgeordneten eine Schweigeminute im Gedenken an die Opfer abgehalten hatte.

An der Parlamentssitzung nahm auch der französische Aussenminister Jean-Marc Ayrault teil. Er hatte zuvor die Angehörigen von drei französischen Schülern getroffen, die beim Anschlag ebenfalls verletzt wurden.

Ein Einzeltäter

Die Polizei geht davon aus, dass der Anschlag am Mittwoch von einem Einzeltäter verübt wurde. Er war zunächst auf der Westminster-Brücke mit einem Auto in die Passanten gerast.

Später krachte der Wagen in den Zaun des Parlaments, wo der Attentäter einen Polizisten niederstach, bevor er von Sicherheitskräften erschossen wurde. Neben dem Polizisten kamen auf der Brücke eine Frau Mitte 40 und ein Mann Mitte 50 ums Leben.

Beim Anschlag seien Menschen aus mindestens elf Ländern betroffen, sagte May weiter. Unter den Verletzten seien zwölf Briten, drei französische Schüler, zwei Rumänen, vier Südkoreaner, zwei Griechen und jeweils eine Person aus Deutschland, Polen, Irland, China, Italien und den Vereinigten Staaten. Schweizerinnen und Schweizer waren nicht unter den Opfern.

Wegen der drei verletzten französischen Schüler ermittelt auch die Pariser Anti-Terrorstaatsanwaltschaft. Es gehe um den Vorwurf eines Mordversuchs in Verbindung mit einem terroristischen Vorhaben, hiess es in Justizkreisen.

Frankreich solidarisch

Frankreich und Grossbritannien bekräftigten nach dem Anschlag in London ihre Partnerschaft. Beide Länder stünden «absolut Schulter an Schulter», sagte der Staatssekretär im britischen Aussenministerium, Alan Duncan auf einer gemeinsamen Medienkonferenz mit dem französischen Aussenminister Ayrault. Dieser ergänzte, sein Land wolle eine Botschaft der «Solidarität und Barmherzigkeit» an das Vereinigte Königreich senden.

Der russische Präsident Wladimir Putin forderte nach dem Anschlag in London eine engere Kooperation im Kampf gegen den Terrorismus. «Um die terroristische Bedrohung zu bekämpfen, muss es eine echte Zusammenarbeit der gesamten Weltgemeinschaft geben», hiess es in einem Schreiben Putins an Premierministerin May. Die Kräfte des Terrors würden immer «heimtückischer und zynischer».

Verbündete Grossbritanniens wie US-Präsident Donald Trump, die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und der französische Präsident François Hollande reagierten bestürzt und sicherten den Briten Unterstützung zu. Auch Bundespräsidentin Doris Leuthard verurteilte den Anschlag.

Beim letzten Terroranschlag in London hatten im Juli 2005 vier Muslime mit britischem Pass in der Londoner U-Bahn und einem Bus Sprengsätze gezündet. 56 Menschen starben, etwa 700 wurden verletzt. (sda/dpa/afp/reu)

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