In Venezuela führt der Lebensmittelmangel nach Angaben der Opposition verstärkt zu Unruhen. Hungrige Menschen hätten einen Mais-Laster überfallen sowie ein Lebensmittel-Lager und einen Supermarkt geplündert.
Bei dem Chaos in seiner Heimat seien in den vergangenen zwei Tagen vier Menschen ums Leben gekommen, erklärte der Abgeordnete Carlos Paparoni aus dem Anden-Bundesstaat Merida am Donnerstag (Ortszeit). Näher äusserte er sich nicht zu den Todesfällen.
In der Stadt Arapuey im Westen Venezuelas würden Plünderer seit mehreren Tagen Geschäfte und Warenhäuser ins Visier nehmen, sagte der Oppositionspolitiker Carlos Paparoni. Dabei sei es zu Auseinandersetzungen zwischen den Plünderern und Soldaten gekommen. Rund hundert Menschen seien festgenommen worden.
Nach Angaben der Oppositionspolitikerin Gaby Arellano wurde die Region von Polizisten und Soldaten «übernommen». Ladenbesitzer würden versuchen, ihr Eigentum zu verteidigen.
Im Internet kursierte zudem ein Video, in dem rund ein Dutzend Männer eine Kuh auf einer Wiese erschlagen. «Sie jagen. Die Leute sind hungrig», sagte ein Kommentator. Laut Paparoni wurden rund 300 Tiere getötet. Die Angaben konnten nicht unabhängig bestätigt werden. Das Informationsministerium reagierte nicht auf Anfragen.
Schon seit Tagen kommt es wegen der Lebensmittelmittelknappheit in dem ölreichen, aber krisengeschüttelten Land in mehreren Städten zu Plünderungen. Am Mittwoch war dabei ein 19-Jähriger erschossen worden. Bereits im Dezember war eine ebenfalls 19-Jährige bei einer Essensausgabe erschossen worden.
Krisengespräche in Karibik
Unterdessen kamen Vertreter von Regierung und Opposition Venezuelas in der Dominikanischen Republik zu einer dritten Gesprächsrunde über einen Ausweg aus der Krise vor der in diesem Jahr geplanten Präsidentschaftswahl zusammen.
Kommunikationsminister Jorge Rodríguez beschuldigte die Opposition, sie wolle «zur Strategie der Gewalt zurückzukehren». Der Oppositionspolitiker Juan Andrés Mejía sagte, es «scheint in der Luft zu liegen, dass wir nicht vorankommen werden». Präsident Nicolás Maduro hingegen betonte in einer Radioansprache, dass ein «vorläufiges Abkommen» möglich sei.
Venezuela steckt in einer tiefen Wirtschaftskrise, die Millionen Bürger in die Armut gestürzt hat. Durch die hohe Inflation können sich viele Venezolaner nicht genug Essen kaufen, Lebensmittel sind ohnehin knapp. Nur in der Hauptstadt Caracas gibt es bisher kaum Engpässe. Auf dem Land kommt es seit Weihnachten aber immer häufiger zu Plünderungen. (sda/reu/afp)