Macron lehnt Freilassung korsischer Präfekten-Mörder ab

Macron lehnt Freilassung korsischer Präfekten-Mörder ab

06.02.2018, 15:00

Angesichts von Forderungen nach mehr Autonomie für Korsika hat Frankreichs Staatschef Emmanuel Macron den Platz der Insel in der französischen Republik betont.

Frankreich solle für Korsika «eine Zukunft auf der Höhe seiner Hoffnungen» anstreben, «ohne Ersuchen nachzugeben, die es aus dem Schoss der Republik herausführen», sagte Macron am Dienstag. Macron besucht erstmals die Mittelmeerinsel, die seit dem Revolutionsjahr 1789 zu Frankreich gehört.

Bei einer Gedenkfeier für den Präfekten Claude Érignac, der vor 20 Jahren von militanten korsischen Nationalisten ermordet worden war, stellte Macron freimütige Gespräche «ohne Hintergedanken und Ausflüchte» in Aussicht.

Macrons zweitägiger Besuch auf Korsika war mit Spannung erwartet worden, nachdem gemässigte Nationalisten gestärkt aus der Regionalwahl im Dezember hervorgegangen waren. Sie haben eine absolute Mehrheit im Inselparlament und fordern einen Autonomiestatus. Eine Unabhängigkeit von Frankreich streben sie aber nicht an.

Im Detail ging Macron auf Forderungen der Nationalisten zunächst nicht ein, er soll am Mittwoch aber eine Rede in Bastia halten.

Macron machte am Dienstag jedoch deutlich, dass eine Amnestie für die wegen des Mordes an Érignac verurteilten Korsen für ihn nicht infrage kommt: Die Justiz der Republik werde «ohne Vergessen, ohne Amnestie» befolgt. «Ein solcher Akt hat nichts mit einem angeblichen Befreiungskampf zu tun.» Érignac war am 6. Februar 1998 erschossen worden.

Häftlings-Frage als Politikum

Die Häftlings-Frage gilt auf Korsika als Politikum: Die Nationalisten fordern unter anderem die Freilassung von Yvan Colonna, der in Südfrankreich wegen des Mordes an Erignac eine lebenslange Haftstrafe verbüsst. Colonna hat die Tat stets bestritten. Er gehört zu rund zehn Gefangenen, die vielen Korsen als politische Häftlinge gelten.

An der Gedenkfeier für den ermordeten Präfekten nahm neben dessen Witwe und französischen Politikern auch der Präsident des korsischen Exekutivrats, Gilles Simeoni, teil. Er war früher Colonnas Anwalt und steht an der Spitze des nationalistischen Bündnisses Pè a Corsica (Für Korsika), das bei der Regionalwahl im Dezember die absolute Mehrheit holte.

Separatisten hatten auf der beliebten Ferieninsel jahrzehntelang mit Gewalt für ihre Forderungen gekämpft. 2014 legte die Untergrundorganisation FLNC die Waffen nieder, etwa zeitgleich gewannen gemässigte Nationalisten politisch an Bedeutung. (sda/dpa/afp)

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