In Guatemala haben erneut tausende Menschen den Rücktritt von Staatschef Otto Pérez Molina gefordert. «Otto - Dieb» und «Rücktritt, jetzt», riefen die wütenden Demonstranten in der Hauptstadt Guatemala-Stadt.
Sie riefen am Samstag in Sprechchören, schwenkten die Flagge und zündeten Feuerwerkskörper. «Die Menschen fordern den Rücktritt der betrügerischsten Regierung der Geschichte, angeführt von Otto Pérez», sagte ein Demonstrant mit einem Banner mit der Aufschrift «Tritt endlich zurück, Otto, dein Gefängnis wartet».
Er sei für eine Übergangsregierung bis zum Ende von Pérez' Amtszeit, die der Verfassung gemäss Mitte Januar endet, sagte der Demonstrant. Pérez lehne einen Rücktritt ab, erklärte ein Sprecher.
Erst am Freitag hatten die Staatsanwaltschaft des mittelamerikanischen Landes und UNO-Ermittler den Präsidenten beschuldigt, einer der führenden Köpfe eines Korruptionsnetzwerks beim guatemaltekischen Zoll gewesen zu sein.
Wenige Stunden zuvor war Pérez' frühere Stellvertreterin Roxana Baldetti ebenfalls unter Korruptionsverdacht festgenommen werden. In dem Korruptionsfall geht es um Vorwürfe, Importeuren seien gegen Schmiergelder Zollabgaben in Millionenhöhe erlassen worden.
Nach den Korruptionsvorwürfen gegen Pérez legten derweil zwei Minister ihre Ämter nieder. Der Chef des Wirtschaftsressorts, Sergio de La Torre, und seine für Bildung zuständige Kollegin Cinthya del Águila sprachen am Samstag von einer grossen «Enttäuschung». Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz in Guatemala-Stadt gab auch ein weiterer enger Mitarbeiter Pérez' seinen Rücktritt bekannt.
Pérez sieht sich bereits seit Monaten Rücktrittsforderungen im Zuge der Korruptionsaffäre ausgesetzt, wiederholt demonstrierten tausende Menschen gegen ihn. Ein Vorstoss zur Aufhebung seiner Immunität war Mitte August im Parlament gescheitert.
Bei den für den 6. September angesetzten Wahlen tritt Pérez nicht mehr an, eine zweite Amtszeit ist aus verfassungsrechtlichen Gründen nicht möglich. Bislang beharrt Pérez aber darauf, trotz des Skandals seine Amtszeit zu vollenden. (sda/dpa/afp)