Der Skandal um insektizidbelastete Eier zieht weitere Kreise: Der Discounter Aldi verkauft in Deutschland vorerst keine Eier mehr. In den Schweizer Läden soll es keine verunreinigten Eier aus den Niederlanden geben.
Dem Bundesamt für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (BLV) lägen keinerlei Hinweise vor, dass insektizidbelastete Eier in die Schweiz gelangt sein könnten, sagte BLV-Sprecher Stefan Kunfermann am Freitag auf Anfrage. Zudem wird der Wirkstoff Fipronil in der Schweiz in der Geflügelzucht nicht eingesetzt.
Laut Aldi handelt es sich bei dem Verkaufsstopp um eine reine Vorsichtsmassnahme. Es könne weiter von keiner gesundheitlichen Beeinträchtigung ausgegangen werden, teilte der Discounter am Freitag mit.
Ab sofort dürften nur noch Eier an Aldi geliefert werden, für die ein Nachweis vorliege, dass sie negativ auf fipronilhaltiges Anti-Läusemittel getestet seien. Schon seit Anfang der Woche beziehe Aldi keine Eier mehr aus gesperrten niederländischen Betrieben.
Eier-Engpass droht
Zuvor hatten bereits die Detailhändler Rewe und Penny einen Verkaufsstopp für alle niederländischen Eier, verhängt. Edeka hingegen sah zunächst keine Veranlassung, etwas aus dem Regal zu nehmen. Die Unternehmen teilten mit, das Vorgehen werde möglicherweise dazu führen, dass es zu Engpässen bei der Versorgung mit Eiern kommt.
Nach Angaben des niedersächsischen Agrarministers Christian Meyer wurden weitaus mehr belastete Eier aus den Niederlanden in Deutschland verkauft als bislang bekannt. Nach neuesten Informationen handle es sich nicht nur um drei Millionen, sondern um zehn Millionen Eier, sagte Meyer im ZDF.
Aus den niederländischen Supermärkten wurden nach Angaben des Lebensmittelhandels alle fipronil-belasteten Eier entfernt. In Belgien wurden Geschäfte von den Behörden aufgefordert, Eier aus den betroffenen Betrieben aus dem Verkehr zu ziehen.
Verluste für Bauern
Der Verband der niederländischen Geflügelzüchter kritisierte die radikalen Massnahmen. «Alle niederländischen Eier, die nun in den Handel kommen, sind garantiert frei von Fipronil», sagte der Verbandspräsident Eric Hubers am Donnerstag.
Die Züchter befürchten grosse Einkommensverluste durch die Affäre. In den Niederlanden werden jährlich zehn Milliarden Eier produziert. 60 bis 70 Prozent davon sind für den Export bestimmt. Die Betriebe von 138 Geflügelhaltern blieben zunächst gesperrt. Das sind etwa 20 Prozent aller niederländischen Legebetriebe.
Auch in Belgien blieben nach Angaben der Lebensmittelsicherheitsbehörde FASNK Hühnerbetriebe gesperrt. Zur Zahl wollten sich mit Verweis auf laufende Ermittlungen weder die Staatsanwaltschaft noch die Behörde äussern.
Für Kinder potenziell gefährlich
Das Insektizid Fipronil unter anderem gegen Flöhe, Läuse, Zecken, Schaben und Milben eingesetzt. Laut den deutschen Behörden besteht durch den Verzehr der belasteten Hühnereier aber «keine konkrete» Gesundheitsgefährdung. «Für die besonders empfindliche Konsumentengruppe Kinder ist ein gesundheitliches Risiko nicht völlig auszuschliessen», teilte das deutsche Landwirtschaftsministerium mit.
Fipronil war über das Anti-Läusemittel Dega-16 in die Eier gelangt. Das Mittel beruht eigentlich nur auf ätherischen Ölen wie Menthol und Eukalyptus. Vermutlich hatte ein belgischer Hersteller Fipronil beigemischt, obwohl das Mittel für die Geflügelzucht verboten ist. (sda/afp/dpa)