Leuthard zu Trump: «Patriot kann man auch im UNO-System sein»

Leuthard zu Trump: «Patriot kann man auch im UNO-System sein»

19.09.2017, 20:16

Bundespräsidentin Doris Leuthard hat am Dienstag in ihrer Rede vor der UNO-Generalversammlung in New York spontan auf US-Präsident Donald Trump reagiert. Auch als Patriotin glaube sie an eine starke UNO, rief sie in den Saal.

Trump hatte zuvor in seiner Rede in der UNO-Generaldebatte Patriotismus und Nationalismus gelobt. Leuthard sagte daraufhin in ihrer Rede zusätzlich zum französischen Redetext auf Englisch an die Adresse Trumps, der Zweck der UNO sei es, den internationalen Frieden und die Sicherheit zu bewahren.

«Kein Land kann die anstehenden Herausforderungen auf eigene Faust lösen. Wir teilen die Ansicht nicht, dass nur Nationalismus und Patriotismus zum Ziel führen.»

Die Bundespräsidentin präzisierte ihre spontane Reaktion auf Trumps Rede später vor Medienvertretern in New York: «Der Geist der UNO ist das Miteinander - auch wenn das oft schwierig ist.»

«Ich habe mir erlaubt auf Artikel 1 der Charta hinzuweisen, die besagt, dass alles was dem Frieden dient, gemeinsam zu unterstützen ist. Ich bin Patriotin und verteidige die Schweiz, aber das kann man am Besten in einem multilateralen System machen. »Jeder für sich alleine ist keine Art, auf globale Fragen zu antworten."

«Nicht im Geist der UNO»

Dass Trump vom UNO-Rednerpult Nordkorea mit der «totalen Zerstörung» drohte bezeichnete Leuthard als «sehr aussergewöhnlich und sicher nicht im Geist der UNO».

Gelegenheit für eine direkte Interaktion mit dem US-Präsidenten bot sich Leuthard im Rahmen des Mittagessens, das der Generalsekretär für die Staatsoberhäupter traditionell ausrichtet: Leuthard war ebenso wie Trump Gast am Tisch von Generalsekretär Antonio Guterres.

Chancen der Migration erkennen

In ihrer Rede vor der UNO-Generalversammlung hatte sich Doris Leuthard zuvor auch für den neuen Migrationspakt stark gemacht, mit dem die Herausforderungen der globalen Migration gemeistert werden sollen. Noch nie seit dem Zweiten Weltkrieg seien so viele Menschen auf der Flucht gewesen wie Ende des vergangenen Jahres.

«In Europa muss es uns gelingen, in Fragen der Migration eine solidarische Lösung zwischen den Ländern zu erreichen, und in Libyen müssen wir die politische Situation stabilisieren», sagte Leuthard.

Die Schweiz setze sich dafür ein, dass der «Global Compact for Migration» nicht nur die Herausforderungen, sondern auch die Chancen der Migration auf internationaler Ebene behandle.

Beachtliche Fortschritte

Weiter sagte die Bundespräsidentin, die Menschheit habe im Kampf gegen Kernübel wie Hunger, extreme Armut und Bildungsferne seit dem Jahr 2000 beachtliche Fortschritte erzielt. Kein Land sei alleine in der Lage, Antworten auf die Herausforderungen der Gegenwart zu finden, sagte Leuthard. «Sie sind zu gross, zu komplex und machen nicht an Grenzen halt.»

Deshalb brauche es eine starke UNO. «Dass wir in einer Zeit leben, in der dies neuerlich betont werden muss, ist ein Warnzeichen», rief Leuthard in den UNO-Saal. Sie betonte die Bedeutung ständiger Investitionen in die UNO, um deren Handlungsfähigkeit zu erhalten. Die Schweiz werde die von Generalsekretär Antonio Guterres geplanten Reformen der Organisation in den Bereichen Frieden und Sicherheit, Entwicklung und Management unterstützen. (sda)

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