Die Offensive der irakischen Regierungstruppen auf die IS-Hochburg Mossul kommt nach Einschätzung des US-Militärs deutlich schneller voran als noch zu Beginn der Operation. Mit einer schnellen Befreiung der gesamten Stadt rechnet die Armee aber nicht.
Das Ostufer der nordirakischen Millionenstadt sei bereits zu rund 90 Prozent unter Kontrolle der Angreifer und werde «sehr, sehr bald» vollständig befreit sein, sagte der Sprecher des US-Militärs in Bagdad, John Dorrian, der Nachrichtenagentur dpa. Mit einer schnellen Befreiung der gesamten Stadt sei aber nicht zu rechnen.
Dorrian sagte, Luftangriffe der US-geführten internationalen Koalition hätten zudem die finanziellen Ressourcen der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) getroffen. «Wir haben auch ihre Fähigkeit zerstört, durch den Verkauf von Öl Geld zu machen», erklärte Dorrian. «Wir bringen sie jeden Monat um Millionen Dollar an Einnahmen.»
US-Hilfe auch am Boden
Die irakische Armee und mit ihnen verbündete Milizen hatten die Offensive auf Mossul Mitte Oktober begonnen. Unterstützt werden sie von Luftangriffen der internationalen Koalition und von US-Militärberatern am Boden.
Mossul ist die letzte Bastion des IS im Irak. Sollten die Extremisten die Grossstadt verlieren, wären sie in dem Krisenland militärisch weitgehend besiegt. Allerdings kontrolliert der IS noch immer grosse Gebiete im Nachbarland Syrien.
Die Terrormiliz setzt im Kampf gegen die Angreifer vor allem Selbstmordattentäter ein. Iraks Regierungsstreitkräfte stiessen in Mossul auf starken Widerstand und hätten einige schwere Verluste erlitten, sagte Dorrian. Doch seit einer Umgruppierung der Truppen im Dezember hätten die Regierungskräfte schnelle Fortschritte erzielt.
«Jeden Tag kommen sie voran und jeden Tag zieht sich der Feind zurück», erklärte Dorrian. Der IS habe seit fast anderthalb Jahren keine Schlacht mehr gegen die irakischen Regierungskräfte gewonnen.
Die internationale Koalition habe mittlerweile mehr als 70'000 irakische Sicherheitskräfte ausgebildet. «Ich kann nicht erkennen, dass der Feind die Iraker erschöpft. Ich sehe das genaue Gegenteil. Ich sehe, dass der Feind eine gewaltige Zahl an Kämpfern verliert.»
Suche nach Sprengfallen
Dennoch rechnet Dorrian nicht mit einer schnellen Befreiung der gesamten Stadt, die vom Fluss Tigris in ein Ost- und Westufer geteilt wird. Die grosse Zahl an Zivilisten und gezielte Angriffe des IS gegen diese verlangsamten das Tempo der Offensive.
Zudem müssten die Regierungskräfte jedes einzelne der rund 250'000 Gebäude in Mossul nach Sprengfallen und Tunneln absuchen. «Das ist eine sehr bewusste, schwere, langsame und manchmal gefährliche Räumungsoperation.»
Auch die Offensive auf Nordsyriens IS-Hochburg Al-Rakka komme voran. Dort unterstützt die US-Koalition die Kurdenmiliz YPG und arabische Einheiten, die sich zu den Syrischen Demokratischen Kräften (SDF) zusammengeschlossen haben.
Viele externe Operationen des IS etwa in Europa würden in Al-Rakka geplant, sagte Dorrian. «Deswegen ist es wichtig, schnell vorzumarschieren und Al-Rakka zu isolieren, um so viele Aktivitäten dieser Art wie möglich zu verhindern.» (sda/dpa)