In Grossbritannien haben am Donnerstag um 08:00 Uhr (MESZ) die Wahllokale für das historische EU-Referendum geöffnet. Rund 46.5 Millionen registrierte Wähler können entscheiden, ob das Königreich weiter in der Europäischen Union (EU) bleiben oder ausscheiden soll.
Es gilt als eine der wichtigsten Entscheidungen des Landes seit Jahrzehnten. Der Ausgang gilt nach letzten Umfragen als völlig offen. Im Falle eines Brexit - also eines Ausstiegs aus der EU - wird ein Rücktritt von Premierminister David Cameron nicht ausgeschlossen.
Die EU würde durch einen Austritt Grossbritanniens aus der Gemeinschaft der momentan 28 Staaten in die schwerste Krise ihrer Geschichte gestürzt. An den Börsen drohen Schockwellen. Weltweit stehen deshalb Notenbanken bereit, um Währungsturbulenzen abzufedern. Seit Wochen warnen hochrangige EU-Politiker, aber auch US-Präsident Barack Obama vor einem Ausscheiden Grossbritanniens aus der EU.
Die Wahllokale sind bis 23:00 Uhr MESZ geöffnet. Prognosen und Hochrechnungen soll es nach Schliessung der Wahllokale nicht geben. Am frühen Freitagmorgen wird mit ersten Resultaten gerechnet, ein Endergebnis dürfte erst am Vormittag feststehen.
Umfragen erwarten ein extrem knappes Ergebnis. Der Durchschnitt von acht Umfragen seit dem 15. Juni ergab einen hauchdünnen Vorsprung von 45:44 Prozent für das Pro-EU-Lager. Rund zehn Prozent der Wähler waren aber noch kurz vor der Entscheidung unentschlossen.
Abstimmungskampf bis zum Schluss
Noch am Mittwoch kämpften prominente Vertreter beider Lager auf Wahlkampfveranstaltungen im ganzen Land um Stimmen. Cameron trat unter anderem in Bristol und Birmingham mit seinen Amtsvorgängern Gordon Brown und John Major auf, um für den Verbleib in der EU zu werben.
Sein profiliertester Gegner, Londons Ex-Bürgermeister Boris Johnson, liess sich auf einem Fischmarkt in der Hauptstadt mit anderen Brexit-Verfechtern fotografieren. Die EU-Gegner sehen im Austritt die Chance, Souveränität zurückzuerlangen und die Einwanderung stärker begrenzen zu können. (sda/dpa/reu/afp)