Nach dem Tod des von einem Grosswildjäger aus den USA erlegten Löwen Cecil in Simbabwe erhofft sich ein britischer Wissenschaftler mehr Schutz für die bedrohten Tiere.
David Macdonald, der die Raubkatze jahrelang beobachtete, startete dazu jetzt einen Spendenaufruf für den von ihm geleiteten Forschungsbereich Wildtierschutz der Universität Oxford. Eine für Donnerstag angesetzte Anhörung eines simbabwischen Farmbesitzers wegen Erlaubnis der illegalen Löwenjagd wurde unterdessen verschoben.
Da er Cecils «Stattlichkeit und Schönheit» gut gekannt habe, sei er «zutiefst traurig» über dessen Tod, sagte Macdonald der Nachrichtenagentur AFP. Aber er hoffe, dass «etwas Gutes daraus erwächst».
Millionen Menschen erschüttert
Cecils Ende als Jagdtrophäe erschüttere Millionen Menschen in aller Welt. Wenn sie alle nur ein bisschen Geld für das Universitätsprojekt spendeten, «würde das unsere Möglichkeiten, für den Erhalt der Löwen zu kämpfen, revolutionieren», sagte er. Das Geld könne für die Ausbildung simbabwischer Wildtierhüter, Patrouillen gegen Wilderer sowie Peilsender zur genauen Beobachtung der Löwen ausgegeben werden.
Der Kadaver des 13 Jahre alten Löwen, des Stars des Hwange-Nationalparks in Simbabwe, war Anfang des Monats ausserhalb der Schutzzone gefunden worden. Walter Palmer, ein wohlhabender Zahnarzt aus dem US-Bundesstaat Minnesota und bekannter Trophäenjäger, soll 50'000 Dollar dafür bezahlt haben, Cecil mit der Armbrust erledigen zu können.
Fell und Kopf fehlten
Das Fell des Löwen war abgezogen, sein Kopf fehlte. Eindeutig identifiziert wurde das Tier durch sein GPS-Halsband, das es als Teil eines Forschungsprogramms der Universität Oxford trug und das seine Verfolger vergeblich zu zerstören versucht hatten.
Wegen Cecils Tod sollen sich zwei mutmassliche örtliche Helfer Palmers vor einem Gericht in Hwange verantworten. Der Jagd-Organisator Theo Bronkhorst wird beschuldigt, eine «illegale Jagd nicht verhindert» zu haben. Er kam gegen Zahlung einer Kaution von 1000 Dollar vorläufig auf freien Fuss, muss sich aber drei Mal wöchentlich bei der Polizei melden und seinen Pass abgeben.
Seinem Mitangeklagten Honest Ndlovu, auf dessen Gelände Cecils Kadaver gefunden wurde, wirft das Gericht vor, die «illegale Jagd zugelassen zu haben». Sein Anwalt Tonduru Mukuku sagte AFP, die Anhörung werde voraussichtlich erst kommende Woche stattfinden, wenn die Staatsanwaltschaft alle Anklagepunkte beisammen habe.
Jäger wird jetzt selber gejagt
Gegen Palmer selbst gehen die Behörden nicht vor. Allerdings wurde er, seit sein Name bekannt wurde, selbst zum Gejagten im Internet.
Nach einer Flut hasserfüllter Mails wurden seine Konten bei Facebook und Twitter gesperrt, seine Praxis wurde geschlossen. Mit einer Online-Petition namens «Fordere Gerechtigkeit für Cecil, den Löwen in Simbabwe» wurden bis Donnerstagnachmittag knapp 800'000 Unterschriften gesammelt.
Wo sich Palmer derzeit aufhält, ist nicht bekannt. Am Mittwoch entschuldigte er sich für die Tötung des Löwen und versicherte, nichts davon gewusst zu haben, dass es sich um ein geschütztes Tier handelte.
Fotos mit Palmer und seinen Beutetieren im Internet stachelten die Wut auf den 55-Jährigen weiter an: Nach Angaben der Zeitung «Minneapolis Star Tribune» hatte er bei seiner weltweiten Trophäenjagd 43 Tiere erlegt, darunter auch einen Eisbären.
Zudem wurde bekannt, dass Palmer 2008 schon einmal in Wisconsin der Prozess gemacht wurde, weil er zwei Jahre zuvor einen Schwarzbären ausserhalb des zulässigen Jagdgebiets erlegt hatte. Er gab zu, die Behörden über den Abschussort belogen zu haben. (sda/afp)