Trump-Tweets führen zu Schlagabtausch mit Grossbritannien

Trump-Tweets führen zu Schlagabtausch mit Grossbritannien

30.11.2017, 14:32

US-Präsident Donald Trump twittert bis zum diplomatischen Eklat. Trump hat Videos einer rechtsgerichteten Gruppe aus Grossbritannien weiterverbreitet. Die Regierung in London ist not amused. Doch das beeindruckt Trump nicht.

Trump wies die britische Regierungschefin Theresa May auf Twitter scharf zurecht. Sie solle sich nicht um ihn, sondern um islamistischen Terrorismus kümmern, so Trump. Ein Regierungssprecher in London hatte es tags zuvor als «falsch» bezeichnet, dass Trump per Twitter islamfeindliche Videos der rechtsgerichteten britischen Gruppe «Britain First» weiterverbreitet hatte.

Trump hatte drei Beiträge mit Videos der «Britain-First»-Vizechefin Jayda Fransen weitergeleitet. Darauf zu sehen waren gewalttätige Übergriffe auf Menschen und die Zerstörung einer Marienstatue. Im Begleittext hiess es, die Täter seien Muslime.

Das Büro der britischen Premierministerin bezeichnete die Aktivitäten von «Britain First» als «hasserfüllt». Sie würden rechtschaffene Bürger verängstigten.

London legt nach

Daraufhin wandte sich Trump über Twitter direkt an die britische Regierungschefin: «Konzentrieren Sie sich nicht auf mich, konzentrieren Sie sich auf den zerstörerischen radikal-islamischen Terrorismus im Vereinigten Königreich», schrieb er. «Wir kommen schon klar!»

Am Donnerstag kritisierte die britische Innenministerin Amber Rudd dann den US-Präsidenten im Londoner Parlament: Er habe falsch gehandelt. May war noch auf Reisen im Nahen Osten.

Fransen ist in Grossbritannien keine Unbekannte. Sie wurde bereits wegen Beleidigung einer Muslimin verurteilt und unterliegt einem gerichtlichen Verbot, Moscheen und ähnliche Einrichtungen in England und Wales zu betreten.

«Britain First» war 2011 von Mitgliedern der rechten British National Party (BNP) gegründet worden. Umso unverständlicher erscheint den Briten, dass ein US-Präsident Videos Fransens über Twitter einer breiteren Öffentlichkeit präsentiert.

Kritik von allen Seiten

"«Britain First» versucht, Gemeinschaften durch ihre hasserfüllten Erzählungen zu spalten, die Lügen verbreiten und Spannungen anheizen. Sie erzeugen Angst bei rechtschaffenen Leuten", sagte ein britischer Regierungssprecher der Nachrichtenagentur dpa.

Der Chef der oppositionellen Labour-Partei, Jeremy Corbyn, sprach von einer «Bedrohung für unsere Gesellschaft». Der Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, forderte Trump auf, seine Tweets zu löschen.

In den USA empörten sich Abgeordnete der Demokraten. Es sei «schockierend und schrecklich», solch eine Islamophobie bei einem Präsidenten zu sehen, erklärte Don Beyer.

Zahlreiche britische Politiker forderten, den im kommenden Jahr geplanten Staatsbesuch des US-Präsidenten in Grossbritannien abzusagen, darunter auch Londons Bürgermeister Sadiq Khan. Er sprach von einem Vertrauensbruch in der besonderen Beziehung zwischen den USA und Grossbritannien.

Beim Staatsbesuch soll Trump auch von Königin Elizabeth II. empfangen werden und in einer vergoldeten Kutsche mit ihr auf einer Prachtstrasse fahren. Auch ein gemeinsames Dinner ist geplant. Viele Briten halten das schon seit längerem für unangemessen und wollen den Besuch daher herabstufen. Die Regierung lehnt das ab.

Sprecher verteidigen Trump

Das Weisse Haus verteidigte Trumps Retweets. «Die Bedrohung ist echt, der Bedrohung muss man begegnen und über diese Bedrohung muss man reden», sagte Sprecherin Sarah Sanders.

Trumps Vizesprecher Raj Schah ergänzte, der Präsident habe auf eben diese Sorge mit seinen Erlassen reagiert. Dies zielte auf die mehrfach gerichtlich gestoppten Einreiseverbote für Menschen aus islamischen Staaten, von denen Trump aber stets behauptete, sie seien nicht gegen Muslime gerichtet.

Trump selbst unterlief bei seiner Antwort an May noch ein Fehler. Das Twitter-Konto der Premierministerin lautet @theresa_may, mit Unterstrich; der Präsident richtete seine Mahnung jedoch an @theresamay, das Konto einer anderen Nutzerin. Wenig später wurde der erste Tweet gelöscht und an die richtige Adressatin wiederholt. (sda/dpa/afp)

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