Marine Le Pens Partei Front National (FN) hat nach nur wenigen Tagen ihren Interimsvorsitzenden ausgetauscht. Der EU-Abgeordnete Steeve Briois löst seinen Parteifreund Jean-François Jalkh als vorübergehenden Parteichef ab, wie FN-Vize Louis Aliot am Freitag sagte.
Jalkh wird vorgeworfen, in einem früheren Interview die Existenz der Gaskammern der Nazis in Frage gestellt haben. Der Politiker wolle sich verteidigen und Anzeige einreichen, sagte FN-Vize Aliot im Sender BFMTV.
Le Pen hatte am Montag verkündet, vorübergehend den Vorsitz der Front National niederzulegen. Sie wolle «über den Parteiinteressen» stehen und in der Stichwahl vom 7. Mai möglichst viele Franzosen hinter sich vereinen. Zuvor war sie in der erste Runde der Präsidentschaftswahl hinter dem parteilosen Ex-Wirtschaftsminister Emmanuel Macron auf dem zweiten Platz gelandet.
Der neue FN-Interimsvorsitzende Briois ist seit 2014 Bürgermeister der nordfranzösischen Stadt Hénin-Beaumont, einer Hochburg der Rechtspopulisten. Er steht für Le Pens Strategie einer «Entteufelung» der FN. In Hénin-Beaumont hatte Le Pen am Sonntagabend den Einzug in die Stichwahl gefeiert.
Nachdem Le Pen angekündigt hatte, den FN-Vorsitz ruhen zu lassen, waren angebliche Äusserungen Jalkhs aus dem Jahr 2000 bekanntgeworden. Jalkh soll damals mit Blick auf die Gaskammern der Nazis gesagt haben, er halte es technisch für unmöglich, das Gas Zyklon B für «Massenvernichtungen» einzusetzen.
Jalkh bestreitet die Aussage jedoch. Die Nationalsozialisten hatten in Konzentrationslagern Menschen mit Zyklon B ermordet. Le Pen bemüht sich seit Jahren um ein gemässigteres Auftreten des Front National. (sda/afp/dpa)