Zum ersten Mal seit 1959 hat am Montag ein US-Kreuzfahrtschiff im Hafen von Havanna angelegt. Begrüsst von einer Menschenmenge, die kubanische und US-Fähnchen schwenkte, lief die «Adonia» am Vormittag (Ortszeit) ein.
«Für mich ist das unglaublich, sehr bewegend», sagte die 32-jährige Tänzerin Yaney Cajigal, die ihre mit der «Adonia» reisende Nichte abholen wollte. Das zwölfstöckige Kreuzfahrtschiff der US-Reederei Carnival war am Sonntag in Miami mit 700 Passagieren an Bord zu der historischen Reise nach Kuba aufgebrochen. Künftig sollen die einwöchigen Kreuzfahrten zwei Mal im Monat angeboten werden.
Im Zuge der historischen Annäherung zwischen Kuba und den USA hatten die Vereinigten Staaten im Juli vergangenen Jahres Genehmigungen für solche Schiffsreisen erteilt. Vor eineinhalb Wochen gab nach langwierigen Verhandlungen auch die kubanische Regierung grünes Licht.
Der US-Kreuzfahrtriese Carnival hatte wegen der lange Zeit unsicheren Rechtslage Reservierungen von US-Kubanern ursprünglich abgewiesen. Daher gingen in Miami nur wenige gebürtige Kubaner zu den Klängen kubanischer Musik an Bord des Schiffes.
Eine von ihnen war Isabel Buznego, die ihr Heimatland als Fünfjährige verlassen hatte und nun erstmals zurückkehrte. Ihr Vater habe immer nach Kuba reisen wollen, sei aber bereits gestorben, erzählte die 61-Jährige. «Ich fahre nun also in seinem Namen. Daher habe ich gemischte Gefühle, aber in erster Linie bin ich glücklich.»
«Historische Reise»
«Das ist eine historische Reise», sagte Regina Patterson aus Delaware. Sie habe die Karibikinsel schon immer besuchen wollen. «Ich möchte sehen, wie sie leben, ihre Musik, ihr Essen kennenlernen - und ich will einkaufen gehen.»
Die «Adonia» steuert ausser Havanna Cienfuegos und Santiago de Cuba an. Dort stehen zahlreiche kulturelle Aktivitäten auf dem Programm. Dies ist wichtig, denn für US-Reisende gelten trotz des historischen Kurswechsels in den bilateralen Beziehungen nach wie vor Beschränkungen. Sie dürfen die Insel offiziell nur für Sport- und Bildungsreisen sowie zum religiösen und kulturellen Austausch besuchen. Individualreisen sind wegen eines weiterhin geltenden Wirtschaftsembargos bislang nicht erlaubt.
In einigen Monaten sollen auch die ersten kommerziellen Flüge regelmässig zwischen den USA und Kuba verkehren. Geplant sind bis zu 110 Flüge pro Tag. Von diesen neuen Verbindungen profitieren zum einen die zwei Millionen Exilkubaner in den USA. Gleichzeitig erhoffen sich viele Menschen auf Kuba, dass die neuen Touristen die Wirtschaft des Landes ankurbeln. Im vergangenen Jahr zog es bereits 160'000 US-Reisende nach Kuba, 57 Prozent mehr als im Jahr zuvor. (sda/afp)