Massive Raketenangriffe nach tödlichem Militäreinsatz in Gaza

Massive Raketenangriffe nach tödlichem Militäreinsatz in Gaza

13.11.2018, 03:4413.11.2018, 03:44

Die Gewalt zwischen Israelis und Palästinensern ist erneut eskaliert. Bei Luftangriffen der israelischen Armee sollen drei Palästinenser getötet worden sein. In Israel wurde ein Mann durch eine aus dem Gazastreifen abgefeuerte Rakete getötet.

Dies teilten die israelischen Rettungsdienste in der Nacht auf Dienstag mit. Das Gesundheitsministerium im Gazastreifen meldete die Zahl der palästinensischen Toten.

Nach Angaben der israelischen Armee wurden mehr als 300 Raketen und aus der palästinensischen Enklave auf israelisches Gebiet gefeuert. Dabei wurde demnach auch ein Reisebus getroffen, ein 19-jähriger Israeli wurde nach Angaben von Ärzten schwer verletzt und schwebte in Lebensgefahr.

Die israelische Armee erklärte, etwa 60 Raketen und Granaten hätten abgefangen werden können. Drei Menschen seien in der südisraelischen Stadt Sderot verletzt worden. In Ashkelon und Netivot wurden Häuser durch den Beschuss aus dem Gazastreifen zerstört.

Die Armee erklärte, sie fliege Luftangriffe «im ganzen Gazastreifen». Mehr als 20 Stellungen der im Gazastreifen regierenden radikalislamischen Hamas und der Palästinensergruppe Islamischer Dschihad seien getroffen worden, darunter auch die Zentrale des militärischen Nachrichtendiensts der im Gazastreifen herrschenden Palästinenserorganisation Hamas.

Dies sei eine Antwort auf die mehr als 300 Raketen aus dem Gazastreifen, schrieben die israelischen Verteidigungskräfte am frühen Dienstagmorgen auf Twitter.

Die Zentrale sei der Ort, an dem die Geheimagenten Informationen sammelten, um Angriffe auf Israel zu starten. Sie sei absichtlich in der Nähe einer Schule eingerichtet worden.

Die militante Volksfront zur Befreiung Palästinas erklärte, bei zwei der getöteten Palästinenser handle sich um ihre Kämpfer. Ein drittes Opfer gab es im Norden des Gazastreifens. Das Gesundheitsministerium meldete zudem neun Verletzte.

Der militärische Arm der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas bekannte sich dazu, Raketen auf israelisches Gebiet abgefeuert zu haben.

«Das gemeinsame Kommando palästinensischer Gruppen verkündet den Beginn von Bombardierungen von Siedlungen des Feindes mit einer grossen Anzahl Raketen», erklärten die Essedin-al-Kassam-Brigaden.

TV-Sender bombardiert

Die israelische Luftwaffe bombardierte zudem den Fernsehsender der radikal-islamischen Hamas-Bewegung im Gaza-Streifen. Die Gebäude von Al-Aksa-Television in Gaza-Stadt wurden dabei zerstört, wie Palästinenser-Vertreter mitteilten. Berichte über Opfer lagen zunächst nicht vor.

Die Angestellten hatten vor dem Bombardement die Fernsehstation verlassen, nachdem Israel den Sender telefonisch zur Evakuierung des Gebäudes aufgefordert hatte. Auch warnte die Luftwaffe vor dem Angriff mit dem Abfeuern von fünf Raketen, die in der Nähe einschlugen und nicht detonierten.

Die israelische Armee rechtfertigte den Angriff damit, dass Al-Aksa ein «Instrument» der im Gazastreifen herrschenden radikalislamischen Hamas sei.

Der Sender trage zu den militärischen Aktivitäten der Hamas bei und rufe zu Terrorangriffen gegen Israel auf. Al-Aksa-Television nahm nach einer kurzen Unterbrechung den Betrieb wieder auf und sendete Archiv-Aufnahmen zu martialischer Musik.

Bei den Luftangriffen wurde auch ein früheres Hotel in Gaza-Stadt bombardiert, das von der Hamas als Sicherheitsbüro genutzt wurde, wie ein AFP-Journalist berichtete.

Die Hamas dagegen forderte die Vereinten Nationen und den Sicherheitsrat auf, angesichts der jüngsten Angriffe die israelischen Militärführer zur Verantwortung zu ziehen. Die Organisation warf Israel vor, Zivilisten anzugreifen.

Uno und EU warnen

Der Uno-Nahostgesandte Nikolay Mladenov schrieb auf Twitter: «Die Eskalation in den vergangenen 24 Stunden ist extrem gefährlich und rücksichtslos.» Uno-Generalsekretär Antonio Guterres rief am Montag in New York nach Angaben eines Sprechers alle Beteiligten zu äusserster Zurückhaltung auf.

Die EU rief beide Seiten auf, alles zu vermeiden, was zur Eskalation beitrage oder Zivilisten gefährde. «Alle gewalttätigen Handlungen müssen unverzüglich aufhören», sagte eine Sprecherin der EU-Aussenbeauftragten Federica Mogherini.

Der Generalsekretär der Palästinensischen Befreiungsorganisation (PLO), Saeb Erekat, schrieb auf Twitter: «Der israelischen Regierung sollte bewusst sein, dass alle Angriffe auf das palästinensische Volk beim Internationalen Strafgerichtshof in Den Haag gemeldet werden.»

Am Montag war der Konflikt nach dem tödlichen Einsatz einer israelischen Spezialeinheit im Gazastreifen eskaliert. Palästinenser feuerten massenhaft Raketen Richtung Israel ab. Israelische Kampfjets daraufhin mehr als 70 militärische Ziele in dem Küstengebiet an, wie die Armee mitteilte.

Nach Darstellung der Hamas war zuvor eine israelische Spezialeinheit mit einem zivilen Fahrzeug drei Kilometer weit in den südlichen Gazastreifen vorgedrungen. Dort töteten die Einsatzkräfte den Hamas-Kommandeur Nur Baraka. Hamas-Kämpfer hätten das Feuer eröffnet und die Spezialeinheit verfolgt. Israelische Kampfjets hätten eingegriffen, um den Rückzug der Soldaten zu decken.

Gewaltsame Proteste

Seit März sind bei teilweise gewaltsamen Protesten an der Gaza-Grenze zu Israel nach Angaben des Hamas-Gesundheitsministeriums mehr als 220 Palästinenser getötet worden.

Die Demonstranten fordern eine Aufhebung der seit mehr als einem Jahrzehnt bestehenden Gaza-Blockade sowie eine Rückkehr palästinensischer Flüchtlinge in Gebiete, die heute zu Israel gehören. Die Hamas wird von den USA, der EU und Israel als Terrororganisation eingestuft. (sda/afp/reu)

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