Europas Grossbanken sind für neue Krisen im Grossen und Ganzen gut gerüstet. Beim diesjährigen Stresstest der EU-Bankaufsichtsbehörde EBA erwiesen sich die in den vergangenen Jahren deutlich erhöhten Kapitalpuffer als vergleichsweise stabil.
«Das Ergebnis zeigt Widerstandsfähigkeit im EU-Banken-Sektor als Ganzes dank erheblicher Kapitalaufstockung», heisst es im Bericht der EBA, der am Freitag in London veröffentlicht wurde.
Auch die Europäische Zentralbank (EZB) bewertete das Ergebnis positiv: Der Test zeige eine verbesserte Widerstandsfähigkeit im Bankensystem der Eurozone. Einzelne Banken zeigten allerdings deutliche Schwächen.
Italienische und irische Sorgenkinder
Die schwächste Kapitalquote wies im Test wie erwartet die italienische Bank Monte die Paschi mit einem negativen Kapitalpuffer von minus 2.44 Prozent auf. Die älteste Bank der Welt hatte bereits beim vorangegangenen Test 2014 den letzten Platz belegt.
Die Bank aus Siena hatte allerdings kurz vor der Bekanntgabe der Ergebnisse einen Rettungsplan vorgelegt. Die italienischen Banken schieben Schätzungen zufolge faule Kredite von 360 Milliarden Euro vor sich her und stehen deshalb besonders unter Druck.
Den vorletzten Platz belegte die irische Allied Irish Bank (AIB), gefolgt von der Raiffeisen Zentralbank (RZB) aus Österreich und der Bank of Ireland.
Die neun deutschen Institute im Test erwiesen sich als ausreichend ausgestattet, wenn auch in einigen Fällen nur knapp. Am besten schnitt die NRW Bank ab, die sich auch im schlimmsten Schockszenario mit einer harten Kapitalquote von 35.4 Prozent bewährte. Die Deutsche Bank sackte auf 7.8 Prozent ab, die Commerzbank auf 7.42 Prozent.
Keine Durchfaller
Die harte Kernkapitalquote gilt als die entscheidende Kennziffer. Sie setzt das Eigenkapital von Banken ins Verhältnis zu den Risikopositionen. Analysten sehen eine Schwelle von 7 Prozent als kritisch an.
Anders als beim vorigen Stresstest 2014 hatte die EBA diesmal selbst keine Grenzwerte definiert, bei deren Unterschreitung eine Bank als Durchfaller galt. Es ging vielmehr um Gesamteindruck von der Solidität der Geschäftsmodelle zu bekommen.
Untersucht wurde bei 51 Geldhäusern, ob sie etwa einem heftigen Absturz der Wirtschaft und einem Einbruch der Immobilienpreise standhalten. Erstmals wurden dabei auch Rechtsrisiken in den Test einbezogen. (sda/dpa/reu)