Belgiens Hauptstadt Brüssel ist am Dienstag von Anschlägen erschüttert worden. Durch Explosionen am Flughafen Zaventem und in einer U-Bahnstation im EU-Viertel wurden mindestens 26 Menschen getötet, über hundert wurden verletzt.
Belgien wertet die Explosionen am Flughafen und in der U-Bahn von Brüssel als Terroranschläge. «Wir haben einen Terroranschlag befürchtet, und es ist passiert», sagte der belgische Regierungschef Charles Michel in einer im Fernsehen übertragenen Erklärung.
Er verurteilte die Anschläge am Brüsseler Flughafen und in einer U-Bahn-Station im Europaviertel als «blind, gewaltsam und feige» und bestätigte, dass die Regierung die höchste Terrorwarnstufe ausgerufen habe. Die Staatsanwaltschaft habe Antiterror-Ermittlungen aufgenommen, berichtete der öffentliche Sender RTBF.
Das nationale Krisenzentrum rief alle Bürger auf, zu bleiben, wo sie gerade seien. Kommuniziert werden sollte über soziale Netzwerke. Anrufe seien zu vermeiden, da das Mobilnetz praktisch zusammengebrochen sei, hiess es bei den Behörden. Der öffentliche Nahverkehr wurde eingestellt, Flüge nach Brüssel werden umgeleitet. Auch Flüge aus der Schweiz waren betroffen.
Selbstmordanschlag an Flughafen
Elf Todesopfer und 81 Verletzte habe es am Flughafen Brüssel gegeben, meldete die Agentur Belga unter Berufung auf die Feuerwehr und Angaben von Behörden. Die Staatsanwaltschaft geht laut Medienberichten von einem Selbstmordanschlag aus.
In der Abflughalle des Flughafens Zaventem gab es demnach zwei Detonationen. Die Nachrichtenagentur Belga berichtete auch von Schüssen. Zudem seien vor den Detonationen Rufe auf Arabisch zu hören gewesen. Der Flughafen wurde geschlossen, Passagiere und Mitarbeiter in Sicherheit gebracht.
Über dem Gebäude stiegt Rauch auf. Fensterscheiben in der Fassade barsten. Die Decke der Abflughalle stürzte teilweise ein. Menschen rannten in Panik aus dem Gebäude.
15 Tote und 55 Verletzte in Metrostation
Zu einer weiteren Explosion kam es in der Metrostation Maelbeek. Dort seien 15 Menschen ums Leben gekommen, 55 wurden verletzt. Dies meldete der Sender RTBF unter Berufung auf die Verkehrsbetriebe sowie die Nachrichtenagentur Belga.
Medienberichten zufolge kam es zu der Explosion, als eine U-Bahn im morgendlichen Berufsverkehr in den Bahnhof einfuhr. Auf Fotos ist ein völlig zerstörter U-Bahnwaggon zu sehen. Nur wenige hundert Meter entfernt liegen an der nächsten Metro-Station die Gebäude der EU-Kommission und des EU-Rates.
Bei einer vierten Explosion in Brüssel am Dienstag soll es sich um eine kontrollierte Sprengung durch Experten gehandelt haben. Das berichtete der Rundfunk RTBF unter Berufung auf Polizeikreise.
Zuvor hatte die Nachrichtenagentur Belga die Explosion nahe der Rue de la Loi gemeldet. In dieser Strasse liegt auch die Schweizer Botschaft. Auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda hiess es, das Gebäude sei nicht betroffen und alle Mitarbeiter seien wohlauf. Die Strasse ist in der Nähe der U-Bahnstation Maelbeek.
Helpline für Fragen
Informationen über Schweizer Opfer der Anschläge lagen laut dem Eidg. Departement für auswärtige Angelegenheiten nicht vor. Abklärungen seien im Gang, hiess es auf Anfrage. Das Departement verwies für Fragen von besorgten Angehörigen auf seine Helpline hin.
Derzeit analysieren die Bundesbehörden mögliche Auswirkungen der Anschläge in Brüssel auf die Schweiz, wie eine Sprecherin des Bundesamtes für Polizei fedpol auf Anfrage mitteilte.
In Berlin richtete das Aussenministerium einen Krisenstab ein. Frankreichs Präsident François Hollande kündigt eine Sondersitzung seines Sicherheitskabinetts an. Der britische Premierminister David Cameron berief seinen Krisenausschuss Cobra ein.
Mehr Polizei
Die französischen Behörden erhöhen nach den mutmasslichen Terroranschlägen in Brüssel die Polizeipräsenz an den Grenzen sowie in Bahnhöfen und Flughäfen. Innenminister Bernard Cazeneuve schickte dafür am Dienstag 1600 zusätzliche Polizisten und Gendarmen in den Einsatz, wie er nach einem Krisentreffen in Paris ankündigte.
Die deutsche Polizei erhöht ihre Massnahmen an den Grenzen, insbesondere zu Belgien, Frankreich, Niederlande und Luxemburg. Auch in den benachbarten Niederlanden erhöhte die Armee die Sicherheitsvorkehrungen an Grenzen und Flughäfen.
Am Freitag hatten die belgischen Sicherheitskräfte den mutmasslichen Hauptverdächtiger der Anschläge von Paris festgenommen, bei denen im November 130 Menschen getötet worden waren. Zu den Attentaten hatte sich die Extremistenorganisation Islamischer Staat (IS) bekannt. Die belgische Polizei hatte Vergeltungsaktionen nicht ausgeschlossen. (sda/reu/afp/dpa)