Seit Jahresbeginn spielen die Börsen verrückt. Was genau die Gründe dafür sind, ist unklar. Ewald Nowotny, Ratsmitglied der Europäischen Zentralbank (EZB), verortet die Ursachen in den Schwellenländern.
«Aus meiner Sicht ist die Unruhe doch sehr wesentlich getrieben von den Entwicklungen in den Emerging Markets», sagt Nowotny in einem Interview auf dem Onlineportal cash.ch. Er nennt zwei Dynamiken.
Zum einen die trübere Konjunktur: Von den vier BRIC-Staaten, früher der Inbegriff für Dynamik, seien Brasilien und Russland heute in einer schwierigen Lage. China befände sich in einer massiven Umstellungsphase. Einzig Indien sei derzeit ein Hoffnungsträger, so Nowotny, der auch Chef der Notenbank Österreichs ist.
Daneben macht Nowotny eine zweite Dynamik aus: Offensichtlich hätten viele Investoren aus den aufstrebenden Märkten verkauft, sagt er, insbesondere Staatsfonds. Die Staatsfonds und auch die Notenbanken seien derzeit bestrebt, möglichst sicher punkto Liquidität zu sein.
Das habe auch mit Traumata zu tun: «Gerade für asiatische Staaten ist die frühere Asienkrise ein traumatisches Erlebnis», sagt Nowotny. Diese Staaten würden alles dafür tun, um nicht wieder den Internationalen Währungsfonds (IWF) ins Land holen zu müssen. Liquidität sei für sie daher das Allerwichtigste.
Der Einbruch an den Märkten dürfte laut Nowotny einen Einfluss auf die Weltwirtschaft haben: «Es besteht gar kein Zweifel daran, dass ein solcher Rückgang, der eine gewaltige Vermögensvernichtung bedeutet, sehr negativ auf die Gesamtstimmung wirkt.» Wie stark dieser negative Einfluss sei, lasse sich aber noch nicht feststellen. (sda)