Polen: Tausende Polen protestieren gegen Verschärfung von Abtreibungsrecht

Polen: Tausende Polen protestieren gegen Verschärfung von Abtreibungsrecht

18.06.2016, 18:40

In Warschau haben erneut tausende Menschen gegen Pläne für eine Verschärfung des Abtreibungsgesetzes demonstriert. «Ich existiere, ich denke, ich entscheide» skandierte die Menge, auf Bannern stand «Frauenrechte sind Menschenrechte».

Dem Protestzug hatten sich auch viele Männer angeschlossen.

Die rechtskonservative Regierungspartei Recht und Gerechtigkeit (PiS) und die katholische Kirche in Polen unterstützen den Entwurf mehrerer abtreibungsfeindlicher Organisationen für eine Verschärfung des Abtreibungsrechts.

Um im Parlament beraten zu werden, sind 100'000 Unterschriften von Bürgern erforderlich. Gegnerinnen und Gegner einer Verschärfung wollen mit einer eigenen Petition ebenfalls 100'000 Unterschriften für eine Liberalisierung der Abtreibungsregelungen erreichen.

Der «Marsch der Würde» am Samstag wurde von der Gruppe Dziewuchy Dziewuchom (Frauen für Frauen) organisiert, die sich auf Facebook formiert hat und inzwischen mehr als 100'000 Mitglieder zählt. «Frauen stellen die Hälfte dieses Landes. Wir wollen Respekt, wir wollen, dass unsere Rechte respektiert werden», sagte Bozena Przyluska, eine der Organisatorinnen der Demonstration.

Das in Polen geltende Abtreibungsrecht ist schon sehr restriktiv. Es erlaubt Schwangerschaftsabbrüche nur in drei Fällen: Bei einer Bedrohung für Leib und Leben der Mutter, einer festgestellten irreversiblen schweren Schädigung des Embryos sowie bei einer durch Vergewaltigung oder Inzest herbeigeführten Schwangerschaft.

Nach den geplanten verschärften Regeln soll nur noch die Lebensgefahr für die Frau als Abtreibungsgrund gelten. Statt mit bisher zwei Jahren soll illegale Abtreibung mit fünf Jahren Gefängnis bestraft werden.

In dem 38-Millionen-Einwohner-Staat Polen gibt es derzeit offiziell bis zu 1800 Abtreibungen pro Jahr. Zu illegalen Abtreibungen oder Fällen, in denen Polinnen für den Eingriff nach Deutschland, Österreich oder in die Slowakei reisen, gibt es keine offiziellen Statistiken. Frauenrechtsorganisationen schätzen, dass es jährlich 100'000 bis 150'000 solcher Fälle gibt. (sda/afp)

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