Für ein internationales Projekt sind Forscher derzeit weltweit auf Mikrobenjagd in U-Bahnsystemen. Mit Wattestäbchen rücken sie in den kommenden Wochen auch der Berliner U-Bahn zu Leibe, um die Gemeinschaft der dortigen Kleinstlebewesen zu untersuchen.
Mikroben sind winzig kleine Lebewesen, die überall zu finden sind - im Wasser, in der Erde und in der Luft. Dazu gehören Bakterien, Viren und Pilze. Auch der menschliche Körper ist von Millionen dieser Mikroben besiedelt. Manche helfen den Menschen dabei, gesund zu bleiben, andere machen ihn krank.
Forscher aus aller Welt wollen nun die komplexen Gemeinschaften der Mikroben erstmals vergleichend erfassen und eine Weltkarte dieses unsichtbaren Lebens erstellen. Im Fokus stehen die U-Bahnsysteme der Metropolen. Im Jahr 2013 in New York gestartet, sind inzwischen mehr als 40 Städte von Moskau über Mexiko-Stadt und São Paulo bis Seoul an dem Projekt MetaSUB beteiligt.
In Berlin sind die Forscher in den kommenden Wochen im gesamten U-Bahnnetz unterwegs, wie das Robert Koch-Institut (RKI) und die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) am Donnerstag in Berlin bekannt gaben. Bis zum Jahr 2020 sollen für das Projekt zudem jährlich Proben in den Bahnhöfen genommen werden.
Wenig bekannte Gemeinschaft
Bisher sei nur wenig bekannt über die Mikrobengemeinschaften und darüber, wie sie funktionieren, erklärte RKI-Präsident Lothar Wieler. «U-Bahnsysteme eignen sich in besonderer Weise, um in diese Welt vorzudringen.» Sie seien ein «gleichermassen hoch frequentierter öffentlicher Raum und ein wesentlicher Faktor für die Verbreitung von Organismen».
Gleichzeitig sind sie durch ihre unterirdische Lage weitgehend unbeeinflusst von Umwelt- und Witterungseinflüssen. Alle Proben aus Berlin werden an eine Koordinierungsstelle in New York geschickt, wo die Erbsubstanz untersucht wird. Die so gewonnenen Daten werden vom RKI dann unter anderem mit den Erbgutabschnitten bekannter Bakterien verglichen.
Die Forscher gehen zum Beispiel der Frage nach, ob es bisher unbekannte Mikroben gibt und ob sich die Besiedlung in anderen Städten unterscheidet. Die Ergebnisse sollen demnach dazu beitragen, Wissenslücken zu schliessen und neue Erkenntnisse für den weltweiten Infektionsschutz zu gewinnen. (sda/afp)