Mehrere Tote bei Raketen auf Kabul während US-Besuchs

Mehrere Tote bei Raketen auf Kabul während US-Besuchs

27.09.2017, 18:00

US-Verteidigungsminister James Mattis, NATO-Chef Jens Stoltenberg und Afghanistans Präsident Aschraf Ghani haben in Kabul das weitere militärische Vorgehen im Land präsentiert. Ihre Vorstellung wurde begleitet von zahlreichen Raketen, die auf Kabul gefeuert wurden.

Bei der Serie von Raketeneinschlägen wurden mindestens fünf Menschen getötet und elf verletzt, wie am Mittwochabend mehrere Regierungssprecher bestätigten. Stoltenberg und Mattis waren nicht in der Nähe des Anschlags.

Die Besucher waren am Morgen überraschend in der afghanischen Hauptstadt eingetroffen. Nur wenige Stunden später flogen am und nahe dem Flughafen von Kabul Raketen und Mörsergeschosse.

Afghanische Regierungssprecher sprachen von drei oder sechs Raketen. Sie sind bekannt dafür, Schadensberichte nach Angriffen von Extremisten kleinzuhalten. Reporter des Senders Tolo TV berichteten wiederum von 20 bis 30 Raketen.

Der US-Blog «The Hill» meldete unter Berufung auf afghanische Quellen Schäden an Luftwaffen-Hangars und einem Helikopter. Der Sprecher des Verteidigungsministers wies das zurück. Die «New York Times» berichtete, Geschosse seien auch in einem US-Waffendepot eingeschlagen. Das habe zu Folgeexplosionen geführt.

Auf Mattis' Flugzeug gezielt

Sowohl die Taliban als auch die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) bekannten sich zu dem Anschlag. Ziel sei das Flugzeug von Mattis gewesen, twitterte ein Talibansprecher.

Der IS liess über sein Sprachrohr Amak verlauten, Kämpfer hätten den militärischen Teil des Flughafens angegriffen, darunter «mehrere Flugzeuge» (in der arabischen Version hiess es: «einen US-Jet»). Ob Flugzeuge, besonders die der Besucher, beschädigt wurden, liess sich zunächst nicht unabhängig verifizieren.

Einige oder alle der Geschosse waren offenbar von vier Angreifern aus einem Privathaus im Viertel Paktia Kot nahe dem Flughafen abgefeuert worden. Sicherheitskräfte belagerten das Haus von Mittag an.

Erst um 18.15 Uhr (Ortszeit) habe die Operation mit dem Tod der Männer geendet, bestätigte der Sprecher der Kriminalpolizei der Stadt, Mohammad Salim Almas. «Wir mussten zwei Luftangriffe mit einer Drohne verüben, weil die Angreifer ein Geschütz benutzt haben, das immer weiter Granaten abgefeuert hat», sagte Almas.

Zusätzlich zu den drei Angreifern seien mindestens ein Zivilist getötet und elf verletzt worden als eine Rakete in einem Privathaus einschlug, sagte Innenministeriumssprecher Nadschib Danisch.

Mehr Truppen für Afghanistan

Stoltenberg und Mattis waren unter anderem nach Kabul gekommen, um die neue, vor einem Monat von US-Präsident Donald Trump verkündete Afghanistanstrategie der USA sowie den verstärkten NATO-Einsatz auch dort vorzustellen. Am Mittag gaben sie eine Medienkonferenz mit dem afghanischen Präsidenten Aschraf Ghani.

Vieles hatten sie anderswo schon gesagt. Wichtigste Botschaft auf der Fussmatte der Islamisten im Land: Die Welt stehe zusammen gegen die, die sich in Afghanistan «an die Macht töten wollen» - «radikalislamische Taliban, Hakkanis, Terrormiliz Islamischer Staat (IS) und al Kaida».

Die US-Strategie sieht nach Jahren des Abzugs von internationalen Soldaten nun eine Aufstockung von mindestens 3000 US-Soldaten vor. Der afghanische Präsident Ghani forderte vor den Medien die NATO-Länder auf, dem Beispiel der USA zu folgen und für das Training der afghanischen Streitkräfte mehr Truppen nach Afghanistan zu schicken.

Viele NATO-Länder hätten eine Verstärkung ihrer Kontingente versprochen, sagte NATO-Chef Stoltenberg. Eine Gesamtzahl wollte er aber auch in Kabul nicht preisgeben.

Taliban wieder auf Vormarsch

Die Sicherheitslage hat sich zuletzt deutlich verschlechtert. Die radikalislamischen Taliban sollen mittlerweile wieder rund elf Prozent des Landes kontrollieren. Weitere 30 Prozent sind umkämpft. «Wir geben diesen Kampf nicht auf», sagte Mattis.

Mattis drängte die Taliban dazu, den Verhandlungsweg zur Lösung des Konflikts im Land einzuschlagen. Die Islamisten müssten begreifen, dass sie die Regierung nicht stürzen könnten. (sda/dpa/reu)

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