Der amtierende Hassan Sheikh Mohamud hat die erste Abstimmungsrunde der Präsidentenwahl in Somalia gewonnen. In einer anschliessenden Stichwahl musste er sich noch am Mittwoch drei weiteren Kandidaten stellen.
Die Wahl fand aus Sicherheitsgründen im Gebäude des Flughafens der Hauptstadt Mogadischu statt. Der Flugverkehr wurde vorläufig eingestellt. Aus Angst vor Anschlägen der islamistischen Al-Shabaab-Miliz waren die Strassen Mogadischus gesperrt.
Gewählt wird der Präsident von den 329 Abgeordneten des Parlaments. Unter stark verschärften Sicherheitsvorkehrungen in Mogadischu waren 328 der 329 Abgeordneten zur Stimmabgabe erschienen. Insgesamt hatten sich 21 Kandidaten um das höchste Amt beworben.
Mohamud erhielt im ersten Durchgang 89 Stimmen, gefolgt vom früheren Regierungschef Mohamed Abdullahi Farmajo mit 72 Stimmen, dem einstigen Präsidenten einer Übergangsregierung Sharif Sheikh Ahmed (45) und dem scheidenden Ministerpräsident Omar Abdirashid Ali Sharmarke (35).
Für einen Sieg sind zwei Drittel der Stimmen erforderlich. Sollte keiner der Kandidaten in der zweiten Runde diese Hürde nehmen, soll es eine dritte Abstimmungsrunde geben.
Anschlag überschattet Wahl
Am Dienstagabend hatte es ausserhalb von Mogadischu Schusswechsel zwischen Kämpfern der islamistischen Terrormiliz Al-Shabaab und Soldaten der Militärmission der Afrikanischen Union (AMISOM) gegeben. Opfer gab es keine. Solche Kämpfe sind nicht ungewöhnlich in dem Land am Horn von Afrika, das seit Jahren unter Gewalt und politischem Chaos leidet.
Am Tag der Wahl selbst wurden bei einem Angriff auf ein Hotel in der teilautonomen Region Puntland sechs Menschen getötet. Bewaffnete stürmten das «International Village Hotel» in der Hafenstadt Bosaso im Norden des Landes. Dies bestätigte ein ranghoher Beamte der Region. Unter den sechs Toten waren demnach auch zwei der Angreifer.
Hinter dem Angriff wurde Al-Shabaab vermutet. Die Gruppe bekannte sich zunächst nicht zu der Tat. Anders als im Süden des Landes sind Angriffe durch die sunnitischen Extremisten in der Region Puntland eher selten.
Grosser symbolischer Wert
Zahlreiche Somalier schrieben der Wahl einen grossen symbolischen Wert zu. Seit dem Sturz der Regierung von Siad Barre 1991 war das Land in einen blutigen Bürgerkrieg verfallen. Mehr als zwei Jahrzehnte gab es keine funktionierende Zentralregierung.
Eigentlich sollte der Präsident durch die Bevölkerung gewählt werden, wegen der vorherrschenden Unsicherheit wurde das auf das Jahr 2020 verschoben. Das Parlament war im Herbst von 14'000 Delegierten gewählt worden.
Noch immer ist die Politik in dem Land am Horn von Afrika stark von Rivalitäten zwischen Clans bestimmt. Der ehemalige Universitätsdekan Mohamud war 2012 erstmals vom Parlament zum Präsidenten gewählt worden.
Der Gewinner der Wahl stellt sich den Herausforderungen, das wirtschaftlich ruinierte Land wiederaufzubauen und die Demokratie zu stärken. Der Kampf gegen Al-Shabaab bleibt dabei eine Hauptaufgabe. Die sunnitischen Extremisten, die seit Jahren einen sogenannten Gottesstaat errichten wollen, beherrschen noch immer weite Teile des Landes. (sda/dpa/afp)