Forschende der Berner Fachhochschule haben ein Verfahren entwickelt, um aus heimischen Rindenabfällen eine Substanz für Holzklebstoffe zu gewinnen. Diese stammte bisher meist aus Rinden tropischer Holzarten.
Die Rinde heimischer Nadelhölzer bleibt in der Sägerei als Abfall übrig, wird verbrannt oder als Mulch für den Gartenbau verwendet. Forschende der Berner Fachhochschule (BFH) in Biel haben im Rahmen eines vom Schweizerischen Nationalfonds (SNF) geförderten Projekts ein Verfahren entwickelt, um stattdessen daraus Tannine zu extrahieren. Tanninextrakte stellen die Basis für Holzklebstoffe dar.
Das Projekt gehört zum Nationalen Forschungsprogramm «Ressource Holz» (NFP 66), das zum Ziel hat, die Verfügbarkeit und Nutzung von Holz in der Schweiz zu verbessern. Unter anderem geht es dabei auch um Verwertungsmöglichkeiten von Holz-Abfallprodukten.
Mehr Schweiz in Klebstoffen
Bis heute werden Tanninextrakte für die Herstellung von Holzklebstoffen verwendet, die von tropischen Hölzern stammen und in Übersee erzeugt werden, schrieb der SNF in einer Mitteilung vom Dienstag. Bei der kommerziellen Tanningewinnung seien die Rinden europäischer Nadelhölzer aussen vor.
Mit der neuen Entwicklung der Forscher um Frédéric Pichelin von der BFH soll sich das nun ändern: Es gelang ihnen, mit einem zweistufigen wässrigen Extraktionsverfahren Tannin aus einheimischer Fichtenrinde zu gewinnen. Und das mit einem beachtlichen Reinheitsgrad, schrieb der SNF. Anschliessend testeten die Forschenden die Extrakte für Klebstoffmischungen - mit vielversprechenden Ergebnissen.
Weniger giftig
Die mit der Mischung verleimten Verbundplatten kommen ausserdem ohne Formaldehyd aus, das einen schlechten Ruf hat wegen seiner toxischen Eigenschaften. «Wir lösen zwei Probleme quasi mit einem Streich», so Pichelin gemäss der Mitteilung. Man ersetze synthetische und erdölbasierte Klebstoffe auf der Basis nachwachsender Rohstoffe und beseitige gleichzeitig gesundheitsschädigende Emissionen in den gängigen Holzfaser- und Spanplatten.
Noch sind die Tanninextrakte aus Übersee denen aus Schweizer Fichtenrinde überlegen. Das BFH-Forscherteam arbeitet daher weiter daran, das Verfahren zu optimieren, um die industrielle Umsetzung voranzutreiben. Verwendungspotenzial der heimischen Tannine sehen Pichelin und seine Kollegen beispielsweise auch in Tanninschäumen für Plattenwerkstoffe im Leicht- und Möbelbau, aber auch für neue Verbundstoffe für den 3D-Druck. (sda)