Schweizer Gastronomiebetriebe müssen stärker zusammenspannen

Schweizer Gastronomiebetriebe müssen stärker zusammenspannen

27.04.2017, 16:16

Wegen hoher Kosten und sinkender Umsätze kämpfen viele Schweizer Hotel- und Restaurantbetreiber ums Überleben - vor allem in alpinen Regionen. Der Branchenverband GastroSuisse plädiert für mehr Kooperation und Zusammenschlüsse innerhalb der Destinationen.

Der starke Kostendruck zwinge bereits jetzt viele Betriebe zusammenzuarbeiten - zum Beispiel im Einkauf, beim Personal oder im Marketing, sagte Casimir Platzer, Präsident des Branchenverbands GastroSuisse, an der Jahresmedienkonferenz am Donnerstag.

Kooperationen alleine genügen laut Platzer aber nicht, um die Wirtschaftsräume des alpinen Raums überlebensfähig zu machen. Die vielen kleingewerblichen Unternehmen müssen sich unbedingt grösseren Betrieben anschliessen, um von Synergien zu profitieren.

«Ein destinationsweites, ganzheitliches Denken ist gefragt, um profitabel zu wirtschaften», sagte Platzer. Eine Firma je Destination nach amerikanischem Modell könnte ein Ansatz sein. Der Verband und die Politik seien gefordert, Lösungswege aufzuzeigen.

Hohe Kosten und starker Wettbewerb

Der starke Kostendruck setzt den Schweizer Hotels und Restaurants zu. Laut GastroSuisse wird jeder zweite Umsatzfranken für die Entlöhnung der Mitarbeitenden aufgewendet. Dazu kommen die hohen Entstehungskosten. Schweizer Hotels und Restaurants müssen die Waren für Küche und Betrieb zu Schweizer Preisen einkaufen.

Ein Dorn im Auge sind dem Branchenverband die Schweiz-Zuschläge von ausländischen Firmen. Diese würden ihre Produkte in der Schweiz zu höheren Preisen verkaufen und unterbinden gleichzeitig den direkten Einkauf im Ausland, sagte Platzer.

Zum Beispiel würden Gastro-Unternehmer teils über 2000 Franken mehr für die gleiche Spülmaschine bezahlen als ihre Mitbewerber im benachbarten Ausland. GastroSuisse wolle gegen diese Aufschläge ankämpfen, sagte Platzer und warb für die Initiative «Stopp der Hochpreisinsel - für faire Preise», die der Branchenverband mit weiteren Partner im September 2016 lancierte.

Die Initiative soll den direkten Einkauf im Ausland erzwingen und damit auch Druck auf die Zuschläge in der Schweiz ausüben, argumentierte Platzer. Damit würde die Wettbewerbsfähigkeit des Schweizer Gastgewerbes deutlich verbessert.

Einkaufstourismus schmälert Erträge

Nicht nur mit der Kostenseite hat das Schweizer Gastgewerbe zu kämpfen. Auch die Umsätze sind seit Jahren rückläufig. Über die letzten zehn Jahre seien die Erträge in der Branche um zehn Prozent gesunken, sagte Sascha Schwarzkopf, Leiter Wirtschaftspolitik von GastroSuisse.

Im 2016 nahm der Umsatz nochmals um 0.6 Prozent ab. Dabei sind es nicht die ausländischen Gäste, die weniger konsumieren, sondern die einheimische Bevölkerung, sagte Schwarzkopf im Gespräch mit der Nachrichtenagentur sda.

Ein anhaltendes Problem ist der Einkaufstourismus. Die Einkäufe ennet der Grenze würden die Schweizer oft mit Ausflügen kombinieren und dabei das «Essen und Trinken» im Ausland konsumieren, sagte Präsident Platzer. Zudem verlagern die Schweizer zunehmend Firmenanlässe oder Hochzeiten ins nahe Ausland. Dabei entgehen dem Schweizer Gastgewerbe jährlich rund vier Milliarden Franken.

Noch mehr Flexibilität gefordert

Die Hoteliers und Restaurantbesitzer müssten noch anpassungsfähiger werden. In weiten Teilen der Gastronomie komme es zu einem Paradigmenwechsel, ist GastroSuisse-Direktor Daniel Borner überzeugt.

«Der Angebotsmarkt wird sich zu einem Nachfragemarkt entwickeln», sagte Borner. Stärker als jetzt würden künftig die Kunden bestimmen, was sie gerne essen möchten. Dabei werde auch die Digitalisierung eine wichtige Rolle spielen. Denn mithilfe von digitalen Gadgets können Hotels und Restaurants laut Borner noch stärker auf die Wünsche ihrer Gäste eingehen.

Viel Potenzial liege im Bereich Lieferservice, sagte Platzer. Die Kunden wollen vermehrt ihre Gerichte an einen beliebigen Konsumort bestellen. Derzeit bieten aber laut Branchenverband nur rund fünf Prozent der Schweizer Gastronomiebranche «Home Delivery» an.

Auch Food-Truck-Festivals, wo in Lastwagen verschiedene Speisen angeboten werden, seien immer beliebter und würden neue Absatzmöglichkeiten bieten. (sda)

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