Nach dem Selbstmordanschlag auf feiernde Familien am Ostersonntag in Pakistan haben die Sicherheitskräfte mehr als 200 Menschen festgenommen. Insgesamt seien mehr als 5000 Menschen gesucht und verhört worden.
Dies teilte die Provinzregierung von Punjab am Dienstag mit. Nach Angaben des Justizministers von Punjab, Rana Sanaullah, wurden 216 Menschen nach den Verhören «für weitere Befragungen festgehalten», die übrigen durften gehen.
Zu dem Attentat hatte sich die pakistanische Talibangruppe Jamaat-ul-Ahrar bekannt. «Wir haben das Attentat von Lahore begangen, weil Christen unser Ziel sind», sagte deren Sprecher.
Ein Talibankämpfer hatte sich am Sonntag in einem Park in Lahore in die Luft gesprengt und 73 Menschen getötet, darunter viele Kinder. Die meisten Opfer waren allerdings Muslime. Am Dienstag erlag ein 16-jähriger Junge seinen schweren Verletzungen. Die Zahl der Verletzten belief sich auf mehrere hundert.
Weitere Anschläge angekündigt
Die Talibangruppe kündigte weitere Anschläge an, auch gegen Schulen und Universitäten. Die Jamaat-ul-Ahrar hatte sich 2014 von der Tehreek-e-Taliban Pakistan (TTP) abgespalten, schloss sich ihr später aber wieder an.
Der Taliban-Sprecher verhöhnte am Dienstag den pakistanischen Regierungschef Nawaz Sharif. Im Kurzbotschaftendienst Twitter schrieb er, nach dem Anschlag in Lahore habe Sharif «alte Worte wiederholt, um sich in falscher Sicherheit zu wiegen». Der Premierminister sollte aber wissen, «dass der Krieg seine Türschwelle erreicht habe». Die Mudschaheddin würden «Sieger in diesem Krieg» sein.
Sharif hatte nach dem Besuch von Verletzten in der Provinzhauptstadt Lahore, einer Hochburg seiner regierenden Muslimliga, erklärt, «Terroristen» könnten die Entschlossenheit seiner Regierung nicht stoppen. Der Kampf werde «bis zur völligen Auslöschung des Terrorismus» weitergehen.
Den Behörden in Lahore zufolge waren «zehn bis 15» der Todesopfer Christen, die Identifizierung der Opfer dauerte aber noch an. Der Polizeioffizier Haider Ashraf sagte ebenfalls, bei der Mehrheit der Toten habe es sich um Muslime gehandelt. «Alle gehen in diesen Park.»
Sicherheitsmassnahmen verstärkt
Die christliche Minderheit macht in Pakistan nur 1.6 Prozent der rund 200 Millionen Einwohner aus. Vor einem Jahr wurden bei zwei Selbstmordanschlägen auf Kirchen in Lahore 17 Menschen getötet.
Die Angriffe führten zu Ausschreitungen tausender Christen, die den Behörden vorwarfen, nicht genug für ihren Schutz zu tun. Der jüngste Anschlag dürfte das ohnehin angespannte Verhältnis der Konfessionen weiter belasten.
In vielen pakistanischen Städten wurden Sicherheitsmassnahmen für öffentliche Orte verschärft. In der Millionenmetropole Karachi schloss der grösste Vergnügungspark des Landes, der Safari Park, berichtete die «Express Tribune» unter Berufung auf die Verwaltung. In 200 Parks sei dort nun mehr Sicherheitspersonal unterwegs. (sda/afp/dpa/reu)