Der Fahrplanwechsel bei der Zürcher S-Bahn sei reibungslos über die Bühne gegangen, wie SBB-Sprecher Reto Schärli auf Anfrage zu watson sagte. Er sei zuversichtlich, dass auch der Pendlerverkehr am Montagmorgen planmässig abgewickelt werden könne. Um den Passagieren die Orientierung im neuen Bahnhof Löwenstrasse zu erleichtern, kommen zusätzliche rund ein Dutzend Kundenlenker zum Einsatz.
Mit dem letzten Zug in der Nacht auf Sonntag wurden die Gleise 51 bis 54 beim Flügelbahnhof Sihlpost stillgelegt. Das 30 Millionen Franken teure Provisorium, das 2002 eröffnet worden war, wird in den nächsten Wochen abgebrochen. Auf dem frei werdenden Areal plant die SBB die letzte Etappe der Überbauung Europaallee.
Eine erste Herausforderung hatte die SBB bereits am Sonntag zu meistern: Wegen des starken Winds wurde im Weinbergtunnel Staub aus der Bauphase aufgewirbelt, wie Sprecher Reto Schärli zur sda sagte. Dies sei bei neuen Tunnels nichts Aussergewöhnliches, in Zürich sei die Situation jedoch speziell, da am Ende des Tunnels ein Bahnhof liegt.
Die betroffenen Stellen wurden bereits mehrmals mit Saugmaschinen und Wasser geputzt. Zudem ist die Rauchgasentlüftung im Einsatz, die laut Schärli einen «Riesenlärm» macht. Die Züge - am Sonntag sind es kürzere Kompositionen als unter der Woche - halten nun tendenziell im hinteren Teil des Bahnhofs. Trotzdem finden sich die Fahrgäste zum Teil im Staub wieder, wenn sie aussteigen. Ein Sicherheitsproblem ist das Phänomen gemäss Schärli nicht - die Lokführer hätten nach wie vor gute Sicht auf die Signale.
Mit dem Fahrplanwechsel am 15. Juni verkehren die S-Bahnen S2, S8 und S14 von Zürich-Wiedikon über den neuen Bahnhof Löwenstrasse und fahren dann ohne zu wenden weiter via Weinbergtunnel nach Zürich-Oerlikon.
Weil die Züge nicht mehr im Kopfbahnhof wenden müssen, verkürzt sich die Fahrzeit und führt zu geänderten Ankunfts- und Abfahrtszeiten. Bei der S8 beträgt der Zeitgewinn zwischen Zürich HB und Winterthur 4 Minuten. Die S-Bahn ist mit einer Fahrzeit von 24 Minuten schneller in Winterthur als der Fernverkehrszug.
Der neue Fahrplan am linken Zürichseeufer bringt unter anderem den Viertelstunden-Takt zwischen Zürich und Wädenswil sowie eine schnellere Verbindung im Halbstunden-Takt auf der Strecke Zürich-Pfäffikon-Ziegelbrücke.
10'000 Personen nutzten am Samstag die Gelegenheit, den Tunnel zwischen Hauptbahnhof und Oerlikon zu befahren, wie SBB-Sprecherin Lea Meyer auf Anfrage sagte. Während der gemächlichen Fahrt nach Wallisellen und zurück in den Bahnhof Löwenstrasse gab es aus den Lautsprechern allerlei Wissenswertes über den Bau und Betrieb des 4,5 Kilometer langen Weinbergtunnels.
Der unterirdische Bahnhof Löwenstrasse und der Weinbergtunnel sind das Herzstück der ersten Etappe der Zürcher Durchmesserlinie (DML). Zur Eröffnungsfeier kamen am Samstag nach Schätzungen der SBB gegen 200'000 Besucherinnen und Besucher in den Hauptbahnhof. «Die Erwartungen seien deutlich übertroffen worden», sagte Meyer. (whr/sda)