Amtsinhaber Milos Zeman hat die erste Runde der Präsidentenwahl in Tschechien klar gewonnen. Der 73-Jährige muss sich aber in zwei Wochen in einer Stichwahl gegen den parteilosen Chemieprofessor Jiri Drahos durchsetzen.
Zeman, der sich gegen die Aufnahme von Flüchtlingen stellt und als Freund Russlands gilt, kam nach Auszählung fast aller Wahlbezirke auf 38.8 Prozent der Stimmen. Das teilte die Statistikbehörde CSU am Samstag mit.
Drahos erreichte nach den vorläufigen Zahlen 26.5 Prozent, gefolgt von dem früheren Botschafter in Frankreich, Pavel Fischer (10.2 Prozent). Der konservative Ex-Ministerpräsident Mirek Topolanek lag abgeschlagen bei 4.3 Prozent.
Zeman trat am Nachmittag vor die Presse. Er dankte seiner Frau, dem populistischen Ministerpräsidenten Andrej Babis und dem Schlagersänger Karel Gott für ihre Unterstützung im Wahlkampf. «Mit der zweiten Runde fängt alles bei Null an», sagte der Politik-Veteran und rief seine Anhänger zur Teilnahme an der Stichwahl auf.
Spannende Ausgangslage
Zeman hatte sich als Zuwanderungsgegner und Kämpfer für die kleinen Leute positioniert. Er pflegt gute Kontakte zu Moskau und Peking. Sein grösster Herausforderer Drahos will den Nato- und EU-Mitgliedsstaat wieder stärker nach Westen orientieren. Drahos sagte im Fernsehen, er wolle vor der zweiten Runde alle Wähler ansprechen, auch die seiner Gegenkandidaten, und die politische Kultur verbessern: «Ich denke erst und rede dann.»
Nach einer Umfrage des Senders CT würdigten die Wähler bei Zeman seine starke Persönlichkeit und sein Durchsetzungsvermögen, bei Drahos seine Ehrlichkeit und seine Bildung. Der Wahlkampf für die Stichwahl dürfte nach Einschätzung von Beobachtern spannend werden.
Es zeichnete sich mit rund 60 Prozent eine ähnlich hohe Beteiligung der knapp 8.4 Millionen Berechtigten ab wie bei der ersten Direktwahl des Staatsoberhaupts vor fünf Jahren. Der tschechische Präsident repräsentiert das Land im Ausland, ernennt die Verfassungsrichter und spielt eine Rolle bei der Regierungsbildung.
Femen-Aktivistin überwältigt
Bis auf einen Zwischenfall verlief die erste Wahlrunde ohne besonderen Vorkommnisse: Eine Aktivistin der ukrainischen Frauengruppe Femen war mit nacktem Oberkörper und dem Ruf «Zeman - Putins Schlampe» auf den amtierenden Präsidenten zugestürzt, als dieser seine Stimme abgeben wollte.
Ein Leibwächter überwältigte die junge Frau. Zeman war im November im Schwarzmeerort Sotschi mit Kremlchef Wladimir Putin zusammengekommen und setzt sich für ein Ende der EU-Sanktionen gegen Russland ein. (sda/dpa)