Catering: Chinesen wollen Gategroup für 1,4 Milliarden Franken kaufen

Catering: Chinesen wollen Gategroup für 1,4 Milliarden Franken kaufen

11.04.2016, 10:24

Gategroup landet wohl bald in China: Die Unternehmensgruppe HNA will den angeschlagenen Schweizer Flugcaterer für rund 1.4 Milliarden Franken schlucken. Für die Angestellten soll sich wenig ändern. Der Hauptsitz bleibt in der Schweiz, die Strategie wird fortgeführt.

HNA bietet für jede Aktie 53 Franken in bar, wie die beiden Unternehmen in der Mitteilung vom Montag schreiben. Dies entspreche einer Prämie von 21 Prozent im Vergleich zum Schlusskurs vom vergangenen Freitag. Nach Abschluss der Übernahme soll Gategroup von der Börse genommen werden.

Die Angebotsfrist dauert voraussichtlich vom 27. Mai bis zum 23. Juni. Schon am kommenden Donnerstag befinden die Aktionäre über den Deal. Für ein Zustandekommen sind mindestens zwei Drittel der Stimmen notwendig.

Der Gategroup-Verwaltungsrat unterstützt das Angebot einstimmig und empfiehlt es der Generalversammlung zur Annahme. Ein Zusammengehen mit HNA bringe für Gategroup wie strategische, operative und finanzielle Vorteile, lässt sich Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid im Communiqué zitieren.

Bekenntnis zum Standort Schweiz

Nicht nur für die Aktionäre, sondern auch für alle Mitarbeitenden sorge dieser Schritt für Stabilität und Kontinuität, kommentiert Gategroup-Chef Xavier Rossinyol. Er verspricht, dass sein Unternehmen weiterhin eine selbständig geführte Gesellschaft mit Sitz in der Schweiz bleiben werde. An der Zusammensetzung des Management ändere sich nichts.

Die Anleger zeigten sich zu Handelsstart am Montag von diesen Aussagen und der Übernahmeofferte aus China überzeugt. Der Wert der Gategroup-Aktien nahm in der ersten Handelsstunde um über 17 Prozent zu. Es ist dies ein positives Signal nach einer teilweise schwierigen Zeit für das Unternehmen.

Gategroup fuhr 2015 wegen Wechselkurseffekten, Restrukturierungskosten und Rückstellungen einen Verlust von 63.4 Millionen Franken ein. Ohne diese Effekte hätte sich die Lage aber leicht verbessert. Die Cateringfirma erwirtschaftete mit rund 28'000 Mitarbeitenden einen Umsatz von drei Milliarden Franken.

Machtkampf zweier Aktionäre

Mit der Gateway-2020-Strategie stellte die Gruppe im vergangenen Jahr einen neuen Turnaround-Plan vor. Beispielsweise sollen 300 Führungspositionen abgebaut werden. Die Hälfte der dadurch angestrebten Einsparungen von 20 Millionen Franken konnte laut Gategroup bereits umgesetzt werden.

Trotzdem ist in den vergangenen Monaten ein Machtkampf zwischen der Unternehmensleitung und zwei Minderheitsaktionären entbrannt. Die beiden Hedgefonds RBR Capital und Cologny Advisors, die zusammen 11.3 Prozent an dem Unternehmen halten, zeigen sich bereits seit längerem unzufrieden mit dem Geschäftsverlauf bei Gategroup. Sie kritisieren miserable Ergebnisse, mangelnde Unternehmensführung und unzureichende Kontrolle der Geschäftsleitung.

Zuletzt hatten die Investoren den Rücktritt von Verwaltungsratspräsident Andreas Schmid gefordert. Am Montag vor Ostern schlug Gategroup den beiden Hedgefonds einen Kompromiss vor. Schmid kündigte etwa an, auf die Generalversammlung 2017 hin aus dem Aufsichtsgremium zurückzutreten. Für die Investoren ging dieser Vorschlag aber nicht weit genug.

Mit der Übernahme entledigen sich Schmid und seine Kollegen im Verwaltungsrat möglicherweise dieses Problems. RBR reagierte am Montagvormittag aber kritisch auf das Übernahmeangebot: Dieses sei zu tief, der faire Wert liege bei 100 Franken pro Aktie.

Im Steigflug zum Big Player

Gategroup ist indes nicht das erste Schweizer Unternehmen, welches das Interesse von HNA geweckt hat. Im vergangenen Sommer hatten die Chinesen den ebenfalls aus der zusammengebrochenen Swissair hervorgegangenen Bodenabfertiger Swissport gekauft. Der Kaufpreis belief sich damals auf rund 2.7 Milliarden Franken.

Mit dem neuen Besitzer könne Gategroup die Präsenz im schnell wachsenden asiatischen Markt deutlich ausbauen, erklärte Gategroup-Präsident Schmid in der Mitteilung. Das Unternehmen aus Haikou in der südchinesischen Provinz Hainan schickt sich an, zu einem Big Player im internationalen Transportwesen zu werden. Dazu schloss es unlängst auch eine strategische Allianz mit dem Fahrdienstvermittler Uber.

Zum Konzern gehören mehrere regionale Fluggesellschaften - darunter mit Hainan Airlines das grösste private Luftfahrtunternehmen Chinas. HNA ist zudem international im Hotel- und Tourismusgeschäft sowie im Flughafenmanagement aktiv. 2015 erarbeitete HNA einen Umsatz von umgerechnet 28.5 Milliarden Franken und beschäftigte 180'000 Mitarbeitende. (sda)

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