Am Mittwochnachmittag zwischen 13.30 Uhr und 15 Uhr haben in der ganzen Schweiz rund 7800 Sirenen geheult. Am alljährlichen Sirenentest gab es auch Kritik: Der Schweizerische Gehörlosenbund pocht auf die baldige Einführung der automatischen SMS-Alarmierung.
«Sirenen können Leben retten - vorausgesetzt, sie funktionieren richtig und die Bevölkerung weiss, was zu tun ist», schrieb das Bundesamt für Bevölkerungsschutz (BABS) kürzlich in einem Communiqué. Doch die Gehörlosen schlagen Alarm: «Im Notfall riskieren gehörlose Menschen ihr Leben, weil sie von Informationen ausgeschlossen werden», heisst es in einem Communiqué des Schweizerischen Gehörlosenbunds (SGB) vom Mittwoch.
Stein des Anstosses ist das Versprechen des BABS, wonach nach der Testphase des «Alertswiss»-Apps vom vergangenen Jahr eine automatische SMS-Alarmierung folgen werde. «Bisher hat sich aber noch nichts getan», schreibt der SGB.
Der Dienst «Alertswiss», welcher Notfall-Informationen online verbreitet, funktioniere zwar, und dessen geplante Einführung im Jahr 2017 werde begrüsst. Das Recht von gehörlosen Menschen auf vollen und gleichberechtigten Zugang im Sinne der UNO-Konvention sei aber erst dann erreicht, wenn sie in Notfallsituationen automatisch alarmiert würden, ohne selber aktiv werden zu müssen - mit einem SMS-Dienst eben.
BABS: «Nehmen Anliegen ernst»
BABS-Sprecher Kurt Münger will das Anliegen ernst nehmen, wie er auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte: «Bei der SMS-Alarmierung handelt es sich um ein wichtiges Instrument.» Dieses sei momentan in Planung. Technische, juristische und finanzielle Probleme müssten aber noch bewältigt werden.
Eine Premiere beim diesjährigen Test war, dass die etwa 5000 fest montierten Sirenen über ein einheitliches System gesteuert wurden. Das neue Steuerungssystem namens Polyalert war in den vergangenen Jahren entwickelt und eingeführt worden. Plangemäss konnten Ende 2015 die letzten Sirenen angeschlossen werden. Ältere und für Fehler anfällige Sirenen wurden ersetzt.
Getestet werden am frühen Mittwochnachmittag der Allgemeine Alarm und der Wasseralarm. Um 13.30 Uhr ertönte eine Minute lang der Allgemeine Alarm. Es ist ein auf- und absteigender Heulton.
Ab 14.15 Uhr und bis spätestens 15 Uhr war der Wasseralarm an der Reihe. Er besteht aus zwölf tiefen Dauertönen, die je zwanzig Sekunden dauern und in Abständen von je zehn Sekunden zu hören sind. Wasseralarmanlagen gibt es in den Nahzonen unterhalb von Stauanlagen. (sda)