Afghanistans Präsident will Taliban mit Zugeständnissen an Verhandlungstisch bringen

Afghanistans Präsident will Taliban mit Zugeständnissen an Verhandlungstisch bringen

28.02.2018, 11:48

Zum Auftakt einer Friedenskonferenz in der afghanischen Hauptstadt Kabul hat Präsident Aschraf Ghani den radikal-islamischen Taliban eine Waffenruhe sowie weitreichende Zugeständnisse angeboten.

Falls die Taliban, die zu der Konferenz nicht eingeladen worden waren, sich auf einen Friedensprozess einliessen, sollten sie auch als politische Gruppe anerkannt werden, sagte Ghani am Mittwoch in Kabul. Ausserdem könne auf Wunsch die Verfassung überarbeitet werden.

Ghani bot den Taliban zudem afghanische Pässe an, ein Büro in Kabul, die Entlassung von Gefangenen und die Streichung von Sanktionen. Der Präsident bestand aber darauf, dass Wahlen abgehalten werden.

Er forderte die Taliban ausserdem auf, die afghanische Regierung anzuerkennen. Bisher lehnen die Taliban direkte Verhandlungen mit der afghanischen Regierung ab, die sie ein «Marionetten-Regime» nennen.

In seiner Auftaktrede sagte Ghani: «Anführer der Taliban und alle Mitglieder, die Entscheidung ist in euren Händen. Akzeptiert den Frieden. Kommt an den Verhandlungstisch und lasst uns dieses Land gemeinsam aufbauen.» Er bot auch Pakistan - dem Afghanistan und die USA vorwerfen, die Taliban zu unterstützen - einen Neustart in den Beziehungen an.

Gesprächsangebot an USA

Für die eintägige Konferenz im Rahmen des sogenannten «Kabul Prozesses» waren unter schweren Sicherheitsvorkehrungen in Kabul Vertreter aus 26 Ländern sowie von drei internationalen Organisationen zusammengekommen. Sie wollten darüber beraten, wie die afghanische Regierung mit den Taliban Frieden schliessen könnte.

Vertreter der Taliban hatten zuletzt eingeräumt, dass sie unter zunehmendem Druck von ihnen freundlich gesonnenen Staaten stehen, Friedensverhandlungen zuzustimmen. Eine Konsequenz daraus sei das jüngste Verhandlungsangebot an die USA. Die USA hatten das militärische Vorgehen gegen die Taliban im vergangenen Jahr verschärft auch mit dem Ziel, die Extremisten an den Verhandlungstisch zu zwingen.

In Afghanistan hat die Gewalt in den vergangenen Monaten zugenommen. Die Taliban und die Terrormiliz Islamischer Staat (IS) töteten bei Anschlägen und Angriffen zahlreiche Zivilisten und Sicherheitskräfte.

Die Taliban kontrollieren oder beeinflussen nach offiziellen Angaben derzeit wieder mindestens 13 Prozent des Landes. Weitere 30 Prozent des Landes sind umkämpft. (sda/dpa/afp/reu)

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