Nach dem Anschlag von Manchester mit 22 Todesopfern hat die Polizei zwei weitere Männer festgenommen. Eine Festnahme erfolgte nach Polizeiangaben vom Donnerstag im Vorort Withington, die zweite in Manchester.
Eine ebenfalls zuvor festgenommene Frau wurde am frühen Donnerstagmorgen ohne Anklage wieder freigelassen. Damit sind im Zusammenhang mit dem Anschlag nun zehn Menschen festgesetzt, darunter in Libyen ein Bruder des Attentäters und sein Vater.
Die Ermittler machen den 22-jährigen Salman Abedi für den Anschlag auf das Popkonzert der US-Sängerin Ariana Grande am Montag verantwortlich. Sie gehen aber davon aus, dass er Komplizen hatte.
Abedi war bei der Attacke ums Leben gekommen; er hatte mit einem selbst gebauten Sprengsatz 22 Menschen in den Tod gerissen, darunter viele Kinder und Jugendliche. Mindestens 59 Menschen wurden verletzt in Spitäler gebracht, viele davon lebensgefährlich.
Der Polizeichef von Manchester, Ian Hopkins, hatte erklärt, er gehe davon aus, «dass es sich um ein Netzwerk handelt, dem wir nachgehen». Zuvor hatten bereits die britische Premierministerin Theresa May und Innenministerin Amber Rudd angedeutet, eine grössere Gruppe von Personen könne hinter der Tat in Manchester stehen.
Vater: «Alles war normal»
Der Vater des Attentäters sagte in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Reuters, er sei sich sicher, dass sein Sohn kein Mitglied der Terrormiliz Islamischer Staat (IS) gewesen sei. «Salman gehörte keiner Organisation an.» Er fügte hinzu: «Wir verurteilen diese terroristischen Taten auf Zivilisten, unschuldige Menschen.»
Ramadan Abedi hatte nach eigener Darstellung keine Hinweise darauf gehabt, dass sein Sohn Salman einen Anschlag begehen würde. «Alles war normal», sagte er in dem am Mittwoch in der libyschen Hauptstadt Tripolis geführten Interview. Er habe seinen Sohn Salman zuletzt etwa vor fünf Tagen telefonisch gesprochen. Salman habe der Familie gesagt, er gehe auf eine Pilgerreise nach Mekka.
Während des Interviews mit Reuters wurde Ramadan Abedi von einer Anti-Terroreinheit in Gewahrsam genommen.
Vor Anschlag in Deutschland
Die Spuren des Selbstmordattentäters von Manchester führen offenbar auch nach Deutschland. Salman Abedi sei vier Tage vor dem Anschlag von Düsseldorf aus in seine Heimatstadt Manchester geflogen, berichtete das Magazin «Focus» am Donnerstag unter Berufung auf Berliner Sicherheitskreise.
Deutsche Ermittler untersuchen demnach auch einen weiteren Aufenthalt in Deutschland: 2015 sei Abedi von Frankfurt am Main nach Grossbritannien geflogen. Zuvor habe er offenbar eine paramilitärische Ausbildung in Syrien durchlaufen; dies habe Scotland Yard dem Bundeskriminalamt (BKA) mitgeteilt, berichtete der «Focus».
In internationalen Fahndungssystemen war Abedi laut «Focus»-Informationen namentlich nicht erfasst. Er sei auch auf keiner Beobachtungsliste verzeichnet gewesen, auf der Reisebewegungen verdächtiger Islamisten erfasst werden.
«Die Szene ist international eng verflochten», zitierte der «Focus» einen ranghohen BKA-Experten. «Wir müssen klären, ob Abedi in Syrien Leute kennengelernt hat, die er jetzt in NRW oder Hessen getroffen hat.» (sda/dpa/reu/afp)