Frankreichs einst meistgesuchter Verbrecher mit Helikopter geflohen

Frankreichs einst meistgesuchter Verbrecher mit Helikopter geflohen

01.07.2018, 15:0401.07.2018, 15:04

Frankreichs einst meistgesuchtem Verbrecher ist am Sonntag eine filmreife Flucht aus dem Gefängnis gelungen - mit einem Helikopter.

Der 46-jährige Rédoine Faïd, der im April in einem Berufungsprozess wegen eines tödlichen Raubüberfalls zu 25 Jahren Haft verurteilt worden war, hatte bei seiner Flucht in Réau nahe Paris Hilfe von drei Komplizen, wie aus Ermittlungskreisen verlautete. Die französische Polizei leitete eine Grossfahndung ein.

Faïds Flucht aus der Haftanstalt in Réau im Departement Seine-et-Marne habe sich in wenigen Minuten abgespielt, teilte die Strafvollzugsbehörde mit. Dabei habe es weder Verletzte noch Geiseln gegeben. Drei «schwer bewaffnete» Männer hätten dem 46-Jährigen bei seiner Flucht geholfen, erfuhr die Nachrichtenagentur AFP aus Ermittlerkreisen.

Den Helikopter fand die Polizei später in Gonesse, etwa 60 Kilometer von dem Gefängnis entfernt. Beamte der Spurensicherung untersuchten den Helikopter, der nach Angaben aus Polizeikreisen ursprünglich vom Flughafen Le Bourget nördlich von Paris gestartet war.

«Alle Kräfte wurden mobilisiert, um den Flüchtigen zu finden», hiess es aus dem französischen Innenministerium. Einheiten der Polizei und der Gendarmerie seien «sofort alarmiert» worden, um in der gesamten Region nach Faïd zu suchen. Bei der Fahndung und den Kontrollen werde «die Gefährlichkeit des Flüchtigen und seiner möglichen Komplizen» berücksichtigt.

Zweite spektakuläre Flucht

Faïd, auf dessen Konto nach eigenen Angaben mehrere Raubüberfälle gehen, hatte bereits im April 2013 mit einer spektakulären Flucht aus einer Haftanstalt in Nordfrankreich von sich reden gemacht.

Damals hatte er im Gefängnis von Lille-Séquedin vier Wächter als Geiseln genommen und sich den Weg durch fünf Gefängnistüren mit Dynamit frei gesprengt. Danach schlüpfte er in eine Uniform, stieg in ein Fluchtauto und verschwand.

In Frankreich und Belgien wurde damals sofort eine Grossfahndung gestartet. Auch Interpol wurde eingeschaltet, um den als besonders gefährlich eingestuften Mann zu finden. Sechs Wochen später wurde Faïd mit einem Komplizen in einem Hotel in der Nähe von Paris gefasst.

Im Licht der Öffentlichkeit

Der Wiederholungstäter mit dem sanften Blick ist in Frankreich eine Berühmtheit. 2010 veröffentlichte der Einwanderersohn, der in einem nördlichen Vorort von Paris aufwuchs, ein Buch über seine «Karriere» als Spezialist für das Ausrauben von Geldtransportern. Er tingelte durch die Talkshows, berichtete, er habe sich von Kinofilmen wie «Scarface» und «Heat» inspirieren lassen, und gab sich geläutert.

2011 wurde Faïd jedoch abermals wegen Verstössen gegen seine Bewährungsauflagen verhaftet, die ihm nach seiner Verurteilung wegen mehrerer Überfälle auf Banken und Geldtransporter gemacht worden waren. Im April schliesslich verurteilte ein Berufungsgericht Faïd wegen eines misslungenen Raubüberfalls im Grossraum Paris, bei dem 2010 eine Polizistin ums Leben gekommen war, zu 25 Jahren Haft. (sda/afp)

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