Seit der Jahrtausendwende sind elf Terroranschläge in Deutschland vereitelt worden. Dies sagte am Dienstag der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch.
«Wir können aus der Vergangenheit schon sehen, der Islamismus ist auch hier präsent. Aber es ist nicht nur Glück, sondern auch ein gutes Zusammenwirken der Sicherheitsbehörden», sagte der BKA-Chef im Bayerischen Rundfunk.
Aktuell gebe es keine konkreten Hinweise auf einen Anschlag. Aber: «Wir sind sehr wachsam.» Generell sieht Münch auch in Deutschland eine erhöhte Terrorgefahr. «Wir können festhalten, dass Europa, und damit auch Deutschland, im Zielspektrum des islamistischen Terrorismus steht. Damit gehen wir hier ein Deutschland von einem erhöhten Anschlagsrisiko aus.»
Die deutschen Sicherheitsbehörden von Bund und Ländern stehen nach Angaben des Bundeskriminalamtes in ständigem Austausch untereinander. Auch mit den ausländischen Partnern werde eng zusammengearbeitet, erklärte eine Sprecherin. Bei den vereitelten Terroranschlägen handelte es sich nach ihren Angaben unter anderem um folgende Vorkommnisse:
2002 seien das Jüdische Gemeindezentrum in Berlin sowie zwei Lokale in Düsseldorf, ein Jahr später seien israelische und US-amerikanische Ziele betroffen gewesen.
2004 seien ein Anschlag auf den irakischen Ministerpräsidenten Ijad Allawi in Berlin, 2005 ein Selbstmordattentat und 2006 geplante Anschläge auf Regionalzüge in Hamm und Koblenz verhindert worden.
Im Jahr 2007 wurden laut BKA rechtzeitig geplante Anschläge der «Sauerland-Gruppe» bekannt, 2011 ein Sprengstoff- und ein Schusswaffenattentat. In den Jahren 2012 und 2013 seien der Bonner Hauptbahnhof sowie der Vorsitzende der Partei pro NRW im Visier der Terroristen gewesen.
470 «Gefährder»
Das BKA prüft laut Münch laufend mögliche Verbindungen zu den Attentätern von Brüssel. Bislang könne seine Behörde aber nur feststellen, «dass Deutschland als Transitland genutzt wurde und keine direkten Verbindungen bestehen».
Allerdings habe man auch in Deutschland relevante Personen, die gefährlich seien. «Wir zählen aktuell 470 solcher Gefährder, und die Zahl ist in den letzten Jahren stark gestiegen.» (sda/dpa)