Der frühere italienische Ministerpräsident Matteo Renzi hat sein politisches Comeback eingeleitet: Am Sonntag wurde er wieder zum Chef der regierenden Demokratischen Partei (PD) gewählt.
Der 42-jährige Renzi setzte sich gegen Justizminister Andrea Orlando und den Regionalpräsidenten von Apulien, Michele Emiliano, durch, die politisch weiter links stehen. Nach Auszählung eines Teils der gut zwei Millionen abgegeben Stimmen kam Renzi auf 72 Prozent, Orlando auf 19 Prozent und Emiliano auf neun Prozent.
«Das ist eine grosse Verantwortung», sagte der ehemalige Regierungschef nach Bekanntwerden der ersten Ergebnisse. «Ich danke den Männern und Frauen, die an Italien glauben, aus tiefstem Herzen.» Er fügte hinzu: «Das ist der Beginn einer komplett neuen Geschichte.»
Hoffnungen nicht enttäuscht
Renzi war im Dezember nach einer Niederlage bei einem Referendum über eine Verfassungsreform vom Amt des italienischen Ministerpräsidenten zurückgetreten und legte Mitte Februar auch seinen Parteivorsitz nieder, nachdem sich der linke Flügel abgespalten und eine neue Partei gegründet hatte. Jedoch war stets mit Renzis Rückkehr auf die politische Bühne gerechnet worden.
An der Abstimmung konnten sich alle wahlberechtigten Italiener ab 16 Jahren beteiligen. Nach Angaben der PD nahmen zwischen 1.9 und zwei Millionen Bürger teil. Jeder älter als 16 Jahre durfte ein Votum abgegeben; eine Mitgliedschaft in der Partito Democratico (PD) war nicht nötig. Abstimmung fanden teilweise in Eisdielen und Cafés im ganzen Land statt. Bei seiner ersten Wahl zum Parteichef im Dezember 2013 hatte Renzi 68 Prozent erhalten. Damals beteiligten sich 2.8 Millionen Italiener.
Nach seiner Rückkehr an die Spitze der PD führt Renzi die Partei nun in die Parlamentswahlen Anfang 2018. Während einer TV-Debatte mit seinen Mitbewerbern um den Parteivorsitz hatte er gesagt, er werde alles unternehmen, um wieder «Energie» in das Land zu bringen.
Schlechte Umfragewerte
Ob Renzi nach der Parlamentswahl in rund einem Jahr aber erneut Regierungschef wird, ist fraglich. In Umfragen ist die PD hinter die Protestpartei «Fünf Sterne» zurückgefallen, die auf rund 30 Prozent der Stimmen hoffen kann und damit - je nach Erhebung - zwischen drei und acht Prozent vor der PD liegt.
Hauptgrund für den Erfolg der «Fünf Sterne» sind laut Demoskopen interne Querelen der PD. Der linke Flügel der Partei hat sich aus Protest gegen Renzis Kurs abgespalten. Zudem sind Renzis persönliche Popularitätswerte abgesackt.
Dem Institut Ixe zufolge kommt er nur noch auf die Hälfte der 50 Prozent, die er vor drei Jahren erhielt. Hier macht sich bemerkbar, dass es ihn in seiner Zeit als Regierungschef nicht gelang, seine ambitionierten Reformpläne auch umzusetzen. (sda/afp/reu)