Sechs Tote und 16 Verletzte bei Zugunglück in Dänemark

Sechs Tote und 16 Verletzte bei Zugunglück in Dänemark

02.01.2019, 16:20

Bei einem Zugunglück auf der Brücke über den Grossen Belt (Storebælt) in Dänemark sind am Mittwochmorgen sechs Menschen ums Leben gekommen. 16 weitere wurden verletzt, wie die Polizei der Region Fünen (Fyn) bekannt gab.

Der dänischen Bahngesellschaft DSB zufolge befanden sich 131 Passagiere und drei Besatzungsmitglieder im Unfallzug.

Der Zug war gegen 7.30 Uhr von einem Gegenstand getroffen worden und hatte hart bremsen müssen, wie die Polizei bekannt gab. Ein Sprecher der Polizei auf Fünen sagte, er könne noch keine Einzelheiten zu dem Unglück nennen.

Das Zugunglück könnte aber durch einen per Güterzug transportierten leeren Lastwagen ausgelöst worden sein. Bo Haaning von der zuständigen Unfallkommission sagte nach Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau, der Trailer sei am Mittwochmorgen vermutlich umgekippt oder von dem Güterzug heruntergeweht worden. Er habe den entgegenkommenden Schnellzug entweder frontal oder seitlich gerammt. Genaueres zur Unfallursache gebe es aber noch nicht.

Der von der Frachttochter der Deutschen Bahn, DB Cargo, betriebene Güterzug transportierte Bierkästen und Verpackungsmaterial der Brauerei Carlsberg. Auf Bildern ist zu sehen, dass bei mehreren Waggons grosse Teile der Seitenverkleidung fehlen, Bierkästen wurden herausgerissen.

Passagierin berichtet von lautem Aufprall

Heidi Langberg Zumbusch hatte gerade erst ihren Platz in dem Zug eingenommen, als sich das Unglück ereignete. «Es gab einen lauten Aufprall und dann fielen die Fenster auf unsere Köpfe», sagte sie dem dänischen Sender DR. Die Mitreisenden seien auf den Boden geworfen worden, dann habe der Zug gestoppt.

«Wir hatten Glück. Bei den Menschen im Waggon vor uns war das nicht so», ergänzte Langberg Zumbusch. Von anderen Passagieren habe sie gehört, dass die Seite dieses Waggons zerstört worden sei. Auf Fotos war der beschädigte Güterzug zu sehen - mehrere Container mit Bierkisten waren beschädigt.

«Plötzlich begann der Zug zu wackeln», erzählte Augenzeuge Simon Voldsgaard Tøndering der Zeitung «Politiken». «Ich habe aus dem Fenster geschaut und Funken an den Seiten des Zuges schlagen gesehen. Glasscherben sind auf uns zugeflogen, die Deckenplatten lösten sich. Und dann wurde alles schwarz.»

«Tieftraurig»

Die dänische Königin Margrethe II. hat mit grosser Betroffenheit auf das schwere Zugunglück reagiert. Das Unglück berühre sie zutiefst, erklärte sie am Mittwoch auf der Webseite des Königshauses. «Meine Gedanken und mein tiefstes Mitgefühl gehen sowohl an die Hinterbliebenen und ihre Familien als auch an die Verletzten.»

Dänemarks Regierungschef Lars Lokke Rasmussen sprach den Opfern und ihren Angehörigen sein Mitgefühl aus. «Das Leben von ganz normalen Dänen, die auf dem Weg zur Arbeit waren oder auf der Rückreise aus den Ferien, wurde zerstört», sagte er. Das sei «tieftraurig». Auch EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker richtete Familien und Freunden der Opfer sein Beileid aus.

Laut Angaben der dänischen Nachrichtenagentur Ritzau handelte es sich um das schlimmste Zugunglück in Dänemark seit 1988. Damals waren in Sorø acht Menschen ums Leben gekommen sowie 72 verletzt worden.

21'000 Zugpassagiere täglich auf Brücke

Die 18 Kilometer lange Brücke über den Grossen Belt und die Öresundbrücke zwischen Dänemark und Schweden wurden wegen heftigen Windes für den Autoverkehr gesperrt. Am Vormittag war die Storebæltbrücke zumindest in einer Richtung wieder befahrbar.

Die Brücke über den Storebælt verbindet die dänischen Inseln Fünen und Seeland (Sjælland) und ist damit einer der wichtigsten Verkehrswege Dänemarks. Auf Seeland liegt auch Kopenhagen. Auf der Brücke verkehren täglich etwa 21'000 Menschen in Personenzügen und mehr als 27'000 Fahrzeuge.

Heftiger Wind hatte am Mittwoch in weiten Teilen Skandinaviens zu Stromausfällen und Verkehrsbehinderungen geführt. Auch der Fährverkehr wurde durch den Sturm beeinträchtigt. In Schweden waren am Mittwochmorgen wegen umgestürzter Bäume mehr als 100'000 Haushalte ohne Strom (sda/afp/dpa/reuters)

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