Finma-Chef Branson sieht Finma auf Kurs

Finma-Chef Branson sieht Finma auf Kurs

16.10.2016, 10:32

Berufsverbote haben auf korrupte Banker die abschreckendere Wirkung als andere Sanktionen wie etwa hohe Bussen. Dies hat Finma-Chef Mark Branson festgestellt.

«Die Banker nehmen die Bedrohung eines Berufsverbots sehr ernst», sagt Branson in Interviews mit der «SonntagsZeitung» und «Le Matin Dimanche».

Die Finanzmarktaufsicht (Finma) habe sei 2009 rund 30 Berufsverbote ausgesprochen, auch auf Stufe Topmanagement (CEO-Stufe). «Diese Sanktionen bedeutet faktisch meist das Ende einer Führungskarriere im Finanzsektor», sagt er. Branson bezeichnet diese Massnahme darum als «griffiges Instrument». Teil der Finma-Strategie sei es, weiterhin gezielt gegen fehlbare Banker vorzugehen. Die Finma sei in den letzten Jahren vorausschauender und aktiver geworden.

Auch in anderen Ländern schauen Behörden den Banken seit der Finanzkrise genauer auf die Finger. Dort werden im Unterschied zur Schweiz aber auch mal Bussen in Milliardenhöhe gesprochen. «Ich glaube nicht, dass die Bussenhöhe ausschlaggebend ist», sagt Branson. Trotz hoher Bussen habe es weiterhin Verstösse gegeben.

Falcon verlor fast die Lizenz

Die Finma darf bei fehlbaren Instituten Gewinne einziehen, Geschäftstätigkeiten limitieren oder einer Bank die Lizenz wegnehmen. Bei der Tessiner Privatbank BSI hat sie dies getan. Bei der Zürcher Falcon Bank, die wie die BSI in den Skandal um den malaysischen Staatsfonds 1MDB verwickelt ist, sah sie davon ab.

«Falcon ging haarscharf am Entzug der Banklizenz vorbei», sagt Branson. Die Finma sei der Meinung, dass das neue Management der Bank eine Chance verdient habe. «Im Wiederholungsfall droht aber klar der Entzug der Bewilligung», sagt er.

Wegen des malaysischen Staatsfonds 1MDB ermitteln die Behörden in der Schweiz, in Singapur und den USA im Wesentlichen wegen Korruption, Geldwäscherei und ungenügender Kontrollmechanismen bei verschiedenen Banken.

In der Schweiz sind insgesamt vier Institute betroffen. Bekannt ist, dass auch gegen die UBS ein Verfahren läuft. «Die anderen Namen werden wir zur gegebenen Zeit kommunizieren», sagt Branson.

System anpassen

Weiter regte er an, das Audit-System bei Schweizer Banken anzupassen. Prüfgesellschaften, die auffälliges Verhalten der Banken der Finma melden müssen, erhalten heute ihr Mandat direkt von den Banken und werden auch von diesen bezahlt.

Ein gewisser Interessenkonflikt sei dabei nicht wegzureden, sagte Branson. Er fände es «keine schlechte Idee, wenn anstelle der Banken die Finma die Mandate an Prüfgesellschaften vergeben könnte».

Auch könnte das Kosten-Nutzen-Verhältnis der Aufsichtsprüfung, für die die Finanzindustrie jährlich rund 110 Millionen Franken ausgebe, noch verbessert werden. Dazu müsste allerdings das Gesetz geändert werden, wofür politisch kein grosses Bedürfnis vorhanden zu sein scheine. Das System habe sich über Jahre in der Schweiz etabliert. Aus dem Ausland gebe es allerdings Kritik daran. (sda)

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