Trotz starkem Franken läuft es in der Schweiz wirtschaftlich und auf dem Arbeitsmarkt verglichen mit anderen Ländern erstaunlich gut. Doch der Chef der Direktion für Arbeit, Boris Zürcher, warnt vor hoher Unsicherheit.
Die Schweiz sei zwar so gut aufgestellt, dass sie «geradezu eine Insel der Glückseligen» sei, sagte Zürcher in einem Interview mit der Zeitung «Schweiz am Sonntag». «Aber auch für die Schweiz werden sich Jahre mit Wachstumsraten unter einem Prozent häufen. Es wird harziger.»
Finanzkrise hallt nach
Die Lage nach der Aufwertung des Frankens entspanne sich allmählich, auch wenn der Schock noch nicht definitiv verdaut sei. «Doch der wichtigste Hinderungsgrund für eine Expansion bei den Exporten ist die Welt- und Europakonjunktur», sagte Zürcher.
«Wir haben in jeder Beziehung eine hohe Unsicherheit», beschreibt er die Stimmung am Weltmarkt. Als Gründe führt Zürcher die Folgen der grossen Finanzkrise von 2008 an: Das Finanzsystem sei nach wie vor fragil, die Wachstumsraten lägen in den meisten Ländern nahe null Prozent. Mit dem Brexit in Grossbritannien sei auch noch ein zusätzlicher Unsicherheitsfaktor hinzugekommen.
Problem der Demografie
Gut aufgestellt ist die Schweiz, weil sie «weltweit die am besten ausgebildeten Arbeitskräfte» hat, viel Geld für Bildung und Weiterbildung ausgebe und zudem eine tiefe Verschuldung habe, sagte Zürcher.
Ein Problem ist laut Zürcher aber die Überalterung: Zwischen 2010 und 2015 seien überdurchschnittlich viele 50- bis 64-Jährige zugewandert. Die Baby-Boomer seien die am schnellsten wachsen Gruppe am Arbeitsmarkt. «Mit ihrem Ausscheiden kündigten sich fundamentale Umwälzungen an.» Deshalb sei es "eine Illusion zu glauben, man könne die Zuwanderung auf null senken. (sda)